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■ Das PortraitSpezialist für Deutschland

John Kornblum soll US-Botschafter in Bonn werden Foto: Paul Langrock/Zenit

Seinen berühmtesten Satz legte er einem anderen in den Mund. „Mister Gorbatschow, tear down that wall“, deklamierte Ronald Reagan 1987 in Berlin. „Reißen Sie diese Mauer nieder.“ Zehn Jahre später soll der, der diesen Satz seinem Präsidenten ins Redemanuskript geschrieben hat, neuer US-Botschafter in Deutschland werden. Noch fehlt die offizielle Bestätigung aus dem Weißen Haus. Doch aus Regierungskreisen in Washington verlautete nun, was seit Monaten als sicher gilt: John Kornblum, 54jähriger Diplomat, und derzeit im US-Außenministerium Leiter der Europa- Abteilung, soll für den Posten in Bonn und später in Berlin vorgeschlagen werden. Die Bestätigung durch die Senatoren dürfte ohne Probleme vonstatten gehen.

Mit Kornblum rückt ein Deutschlandkenner auf den Chefposten der US-Botschaft, der seit Juli vorigen Jahres nur kommissarisch besetzt ist. Hamburg, Bonn und Berlin sind Stationen seiner Karriere. Zwischen 1987 und 1991 amtierte er als stellvertretender US-Gesandter bei der Nato und versuchte mehr als einmal, deutsche Nachrüstungsgegner von der friedenssichernden Wirkung der Pershing-Raketen zu überzeugen. Die nächsten zwei Jahre verbrachte er als US- Botschafter bei der KSZE in Wien. 1996 rückte er an die Stelle Richard Holbrookes als Bosnien-Beauftragter. Die eher niederschmetternden Versuche der Europäer, eine kohärente Außen- und Sicherheitspolitik auf die Beine zu stellen, hat er also aus nächster Nähe miterlebt.

Als Botschafter kommt er nun in einer Phase nach Bonn, in der die USA entgegen manchen Befürchtungen der alten Welt verstärkte Beachtung schenken – sei es bei der Nato-Osterweiterung oder bei der Einführung des Euro und den möglichen Konsequenzen für den Dollar. Daß Deutschland seiner Rolle als „eines der führenden Länder der Welt“ verstärkt gerecht werden muß, ist für Kornblum eine Selbstverständlichkeit. Die deutschen Debatten über Identität und außenpolitisches Selbstverständnis wartet er mit freundlicher Ungeduld ab. Ebenso den Umzug des Regierungssitzes nach Berlin, wo er demnächst alle Vorzüge einer europäischen Metropole und einige amerikanische Qualitäten vorzufinden hofft: Aufbruchstimmung, Pragmatismus, und Initiative. Jedenfalls nicht die „Verzagtheit“ und die Spaltung von Wessis und Ossis, die er noch vor drei Jahren konstatierte. Andrea Böhm

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