: Dreßler: „Dünnpfiff“
■ Scharfe Sozialdebatte im Parlament. Kaum Chance auf Rentenkompromiß
Bonn (AP) – Die Chancen für einen Rentenkompromiß zwischen Koalition und SPD scheinen auf Null gesunken. Die SPD wies in der Debatte über den Sozialhaushalt am Donnerstag im Bundestag in Bonn den Appell von Arbeitsminister Norbert Blüm, doch noch eine Einigung herbeizuführen, in ungewöhnlich schroffer Form zurück. Blüm erklärte daraufhin, die Koalition werde die Reform auf jeden Fall allein beschließen, es gehe nur um den Zeitpunkt des Inkrafttretens. Die FDP unterstrich, die Rentenreform müsse schon 1998 in Kraft treten.
Der SPD-Sozialpolitiker Rudolf Dreßler warf der Koalition vor, sie betreibe eine Politik der systematischen Verschlechterung der sozialen und ökonomischen Verhältnisse und lasse zudem „sozialpolitischen Dünnpfiff“ ab. Die SPD werde keinesfalls einer Erhöhung der Mehrwertsteuer im kommenden Jahr zustimmen, damit die Rentenreform der Koalition in Kraft treten könne. „Sie können sich auf den Kopf stellen und jodeln. Ein Ja der SPD zu einer Renten-Nullrunde ist nicht zu haben“, betonte Dreßler. „Wir werden nicht Schmiere stehen, wenn Sie den Rentnern ans Leder wollen.“
Die SPD sei bereit, wie von ihr vorgeschlagen, einer Senkung der Beiträge in der Renten- und der Arbeitslosenversicherung durch Anhebung der Mineralölsteuer und der Mehrwertsteuer zuzustimmen, erklärte Dreßler. Mit dem von der Koalition vorgelegten Retenreformgesetz jedoch habe die SPD „nichts, aber auch gar nichts zu tun“. Blüm hatte an die SPD appelliert, die Chancen auf eine Einigung nicht zu vertun und zum Rentenkonsens zurückzukehren. Er verteidigte die Rentenpläne der Koalition. Es sei wegen der längeren Lebensarbeitszeit unumgänglich, schon jetzt mit der Absenkung des Rentenniveaus zu beginnen und nicht erst im Jahr 2015. „Die Rente ist sicher“, sagte Blüm, „aber sie bleibt nicht sicher, wenn wir nicht handeln.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen