Rückkehr der Klaukinder wird vorbereitet

■ Stiftung zur Rückführung von rumänischen Kindern und Jugendlichen in Bukarest gegründet. Kirchliches Heim soll sie aufnehmen. Voraussetzung für die Ausreise ist aber Freiwilligkeit. Kripo fahndet n

Die sogenannten rumänischen Klaukinder halten die Polizei weiter in Atem: Drei der vier Jungen sind am Mittwoch abend schon wieder aus dem Heim außerhalb von Berlin entwischt, in dem sie von der Kripo erst tags zuvor untergebracht worden waren. Nur der vierte, der als einziger in einem der acht geschlossenen Heime in der Bundesrepublik untergekommen war, befand sich gestern noch dort. Die von rumänischen Kinderbandenführern mit Gewalt zum Taschendiebstahl gezungenen Jungen haben sich wie berichtet von ihren „Bossen“ losgesagt und sind wichtige Zeugen der Kripo gegen einzelne Bandenmitglieder.

Nach der neuerlichen Flucht der Kinder sprach der spürbar aufgebrachte Leiter des Sonderreferats für rumänische Bandenkriminalität, Peter Preibsch, gestern von einem „Skandal“. Es sei ein Unding, daß es in Berlin keine geschlossene Einrichtung zur Unterbringung strafunmündiger Kinder gebe. Das nächste Mal, wenn die Polizei die zur Fahndung ausgeschriebenen Jungen erwische, „setze ich sie den Verantwortlichen der Jugendbehörden auf den Tisch“, drohte Kripochef Preibsch der Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD).

Der Leiter des Landesjugendamtes, Wolfgang Penkert, forderte Preibsch auf, sich „gefälligst ein bißchen zurückzuhalten“. Er sei erst vor einer halben Stunde vom Landeskriminalamt von dem Fall unterrichtet worden. „Wir kümmern uns“, versprach Penkert. Die Senatsjugendverwaltung halte an der Einstellung fest, daß geschlossene Heime kein taugliches Mittel zur Erziehung krimineller Kinder seien. „Wir bieten eine verdichtete Betreuung an“, verwies Penkert auf mehrere neu eingerichtete Projekte von freien Trägern.

Der Polizei sind laut Kripochef Preibsch in Berlin 70 Klaukinder bekannt. Die illegal in der Stadt lebenden rumänischen Kinder und Jugendlichen – die auf über 150 geschätzt werden – will die Senatsjugendverwaltung allerdings so schnell wie möglich in ihr Heimatland zurückführen. Eine entsprechende Vereinbarung hat Penkert im vergangenen März bei einer Reise nach Bukarest mit den zuständigen rumänischen Behörden vereinbart. Absolute Voraussetzung für die Rückführung sei „Freiwilligkeit“. Der Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Reinhold Voht, führt zur Zeit mit Bukarest die Verhandlungen über die Vertragsgestaltung. Die nichtorthodoxe Kirche in Aidrum und das Ministerium für Kinderschutz haben laut Voht inzwischen 2.000 Dollar aus Berlin zur Gründung einer Stiftung erhalten. Über die Nachforderung der Rumänen von 10.000 Mark zur Finanzierung einer Sozialarbeiterstelle sowie eines Autos und einer Wohnung sei man sich noch nicht handelseinig. Die freiwilligen Rückkehrer sollen am Flughafen abgeholt und so lange in einem Heim von Aidrum unterkommen, bis über ihr weiteres Schicksal entschieden sei. Zentrales Anliegen sei, die Rückkehr in die Familien zu ermöglichen. Penkert hofft, daß auch die Klaukinder zurück nach Hause wollen. Er geht davon aus, daß die ersten Kinder schon bald nach Rumänien ausreisen können. Plutonia Plarre