Ermittlungen gegen KZ-Arzt

■ Staatsanwaltschaft leitet Verfahren wegen Beihilfe zum Mord gegen Hans Münch ein

München/Ludwigsburg (dpa) – Gegen den letzten noch lebenden KZ-Arzt von Auschwitz, Hans Münch, haben deutsche Behörden Ermittlungen wegen Mordes und Beihilfe zum Mord aufgenommen. Das teilten das bayerische Justizministerium und die Zentrale Stelle zur Verfolgung von NS-Verbrechen gestern mit. Der 87jährige Münch lebt als ehemaliger Landarzt im bayerischen Roßhaupten. „Ja, natürlich bin ich ein Täter. Ich habe viele Leute gerettet. Dadurch, daß ich ein paar Leute umgebracht hab'“, hatte Münch dem Spiegel gesagt. Der Bericht hatte in Israel Entsetzen ausgelöst.

Der 1947 von einem polnischen Gericht freigesprochene SS-Arzt hatte dem Blatt gegenüber seine Beteiligung an grausamen Menschenversuchen zugegeben und verteidigt. „Ich konnte an Menschen Versuche machen, die sonst nur an Kaninchen möglich sind. Das war wichtige Arbeit für die Wissenschaft“, sagte Münch. Er soll Häftlingen für Rheumastudien Eiter gespritzt und Malariaversuche mit ihnen gemacht haben. Unmittelbar nach dem Spiegel-Bericht habe die Münchner Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Beihilfe zum Mord eingeleitet, erklärte ein Sprecher des Justizministeriums. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum forderte am Mittwoch von Ministerpräsident Stoiber Münchs strafrechtliche Verfolgung.