: Krankenhäuser für Orwat
■ Die Stimmen für den Verbleib des umstrittenen CDU-Gesundheitsstaatssekretärs mehren sich. Auch in der Gesundheitsverwaltung regt sich Widerstand gegen Senatorin Beate Hübner (CDU)
Die Stimmen gegen die Versetzung von Gesundheitsstaatssekretär Detlef Orwat (CDU) in eine andere Verwaltung mehren sich. Die Leiter der zwölf städtischen Krankenhäuser haben den Regierenden Bürgermeister in einem Brief gebeten, „Orwats Versetzung zu vertagen oder sein Fachwissen in die anstehenden Verhandlungen über die Krankenhausplanung miteinzubeziehen“. Das sagte gestern der ärztliche Leiter des Krankenhaus Zehlendorf, Hans-Jochen Stolpmann, zur taz. Die Versetzung Orwats hatte Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) Anfang des Monats durchgesetzt.
Widerstand gibt es auch in Hübners Verwaltung: Ihre zweite Staatssekretärin, Verena Butalikakis (CDU), drohte mit der eigenen Kündigung, falls Orwat gehen müsse. In einem Zeitungsbericht heißt es zudem, daß vier der fünf Abteilungen der Gesundheitsverwaltung Orwat die Unterstützung signalisiert haben.
Auch in der CDU gibt es eine starke Fraktion für Orwat und gegen Hübner. „Orwats totales Ausscheiden aus der Krankenhaus- Geschichte wird große Probleme aufwerfen“, sagte CDU-Gesundheitspolitiker Christian Zippel, der eigentlich als Unterstützer Hübners gilt. Jetzt müsse man einerseits der Senatorin eine Chance geben, aber andererseits auch Überlegungen anstellen, wie man „zum Beispiel durch eine neue Ressortzuteilung“ die Zuständigkeit für die Krankenhausplanung dennoch bei Orwat belassen könne. Wie das zusammen gehen soll, ließ Christian allerdings offen.
Gemutmaßt wurde gestern außerdem, daß Hübner den Leiter der Abteilung Krankenhausplanung, Erhardt Berndt, versetzen will. „Sämtliche Versetzungen sind im Moment reine Spekulationen“, kommentierte die Senatorin, schloß diese aber für die Zukunft nicht aus. Außerdem sei es „hochgradig unfair“, die Beamten in die ganze Personaldiskussion miteinzubeziehen“. Ihre Abteilungsleiter hätten sich bislang stets „durch Loyalität ausgezeichnet“.
Von Unruhe oder gar Aufruhr war gestern im Hause der Gesundheitsverwaltung allerdings nichts zu spüren. Die Nachricht, daß sich vier Abteilungsleiter hinter Staatssekretär Detlef Orwat gestellt haben sollen, hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet. Aber die Turbulenzen in der Führungsspitze lassen die einfachen Beschäftigten offenbar kalt. „Wir haben mit denen da oben ohnehin nichts zu tun“, sagte ein Sachbearbeiter, der schon Ingrid Stahmer und Peter Luther als Gesundheitssenatoren erlebt hat. „Die da oben kommen und gehen, für unsere Arbeit ist das ohne Belang.“ plu/sam
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