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Neue Wege der Erziehung ■ Von Thomas Gsella
Gerhard Schröder, Rudolf Scharping, Bill Clinton, Tony Blair, Jockel Fischer: Sie alle wähnen sich weit links vom Braunhemd, sie alle führen einen verbrecherischen Angriffskrieg gegen einen souveränen Staat mit einem gewählten Präsidenten, sie alle würden sich ähnlich verbrecherisch verhalten wie dieser Präsident, wenn eine dumme und verbrecherische Autonomiebande ein dummes Viertel ihres sowieso gleichdummen und aus Tradition verbrecherischen Staates als ihr dummes Eigen fordern würde; sie alle warten noch auf ihren ersten Weltkrieg, sie alle sind Nachkriegskinder, sie alle wurden nicht von verbrecherischen Präsidenten ins Töten geschickt, sondern von machtlosen Trümmerfrauen ins Leben; sie alle vermutlich mit Liebe. Das Ergebnis ist, wie man sieht, zum Reinscheißen. Also wird die Suche nach neuen Wegen der Erziehung zum Gebot der Stunde.
Wenn Liebe Barbarei gebiert, drängt feindosierte Barbarei im Umgang, wenn nicht ruhig schon mit dem Säugling, so doch spätestens mit Laufenlernenden sich deutlich auf und scheint die Lösung. Andersherum: Grad Eltern aus der Geisteswelt mit tadellosem Abitur und teils gar Hochschulstudium versagen, wenn daheim ein Hahn tropft oder eine kleine Birne puttgeht. Schon kommt der Handwerker gefahren, berechnet für fast sechseinhalb Sekunden siebenhundertdreißig Mark und trollt sich. Ein Loch gähnt nun im Elternportemonnaie, das um so schmerzender, je madiger ein faules Drittes, sei's Tochter oder Sohn, tatfern in seinem Zimmer hockt und Markenkleidung abnutzt, gebundene Romane liest und anderswie verhätschelt übers Dasein grübelt – Kostenfaktor heute, Massenmörder morgen.
Noch jeder Krieg ging von Studierten aus; der Arbeitsmann denkt kürzer. Hier muß Erziehung greifen. Nicht jeder nämlich braucht tatsächlich Schule, braucht tatsächlich Bildung, Horizont. Ein uraltes Sprichwort lautet: Je enger ein Gesichtskreis, desto dicker oft der Bizeps, desto tatendrängender das Herz. Wer so sein Kind im Stand des Groben hält, der spart nicht nur den Gärtner, Schuster, Fliesenmann und Dachdecker. Der sprüht auch sozusagen Agent Orange gegen jede grünen Wünsche.
Abitur? Wer seinem Kind, vom ersten Atmen an, die Welt, wenn überhaupt, grundfalsch erklärt und ihm den reinsten Humbug auftischt, muß um die teure Geißel Höhere Schule nicht sich sorgen. Studium? Wer peinlich darauf achtet, in Gegenwart des Nachgeborenen in einer Art zu reden, die vom Gebrumme sagen wir der Affen oder des Galapagosreptils nicht entfernt ist, darf früh auf Mietzugabe seitens dieses – Superdeppen rechnen! Aber was denn! Der Esel wird doch nach der siebten Klasse abgehen, hehe! Und zwar allerspätestens! Und dann heißt es „arbeiten“ und auf eigenen „Füßen“ stehen! Und das ganze schöne Geld schön brav bei mir „abgeben“! Bei „Papa“! Natürlich auf Heller und Pfennig! Soweit die Nachrichten. Hier noch einmal das Wichtigste in Kürze:
Mach, daß unsre Kinder blöder sind als Fischer oder Schröder; red mit deinem kleinen Jungen exklusiv in Affenzungen,
daß die Birne ihm erweiche.
(Für die Töchter gilt das gleiche.)
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