: Berlin soll weitere Kosovaren aufnehmen
■ Flüchtlingsvereine und Opposition: Rückkehr noch unmöglich
Trotz der Aussicht auf Frieden im Kosovo halten Flüchtlingsorganisationen und die Opposition die schnelle Rückkehr der Flüchtlinge aus Berlin für „unmöglich“. Ganz im Gegenteil: Sie fordern von Innensenator Eckart Werthebach (CDU), weitere Menschen aus dem Kosovo aufzunehmen.
„Selbst wenn der Frieden trägt, wird bis zum Winter höchstens ein geringer Teil der Flüchtlinge zurückkehren können“, sagte Bosiljka Schedlich vom Südost-Zentrum. Dies sollten zuerst jene Flüchtlinge sein, die derzeit in den angrenzenden Staaten in Zelten untergebracht sind. „Aber auch von ihnen werden es nur wenige sein“, so Schedlich weiter. Deshalb sei es notwendig, daß die Bundesrepublik und Berlin weitere Menschen aufnehmen. Erst wenn die Minen geräumt seien und mit dem Wiederaufbau begonnen werde, könne an Massenrückkehr gedacht werden.
Flüchtlingsrat-Mitarbeiterin Frauke Hoyer sprach sich gestern dafür aus, daß die hier lebenden Flüchtlinge ihre Verwandten nach Berlin holen können. „Und dann brauchen sie Zeit, um zu gesunden.“ Ähnlich sehen das Bündnisgrüne und PDS. „In ein vermintes und zerbombtes Land kann man niemanden zurückschicken“, so der ausländerpolitische Sprecher der Grünen, Ismail Kosan. Nach seinen Informationen wollen viele der Flüchtlinge auch gar nicht zurück. Schedlich und auch MitarbeiterInnen der Heime schätzen das anders ein: „Wenn es dort sicher ist, würden sie sofort zurückkehren“, weiß Flüchtlingsberaterin Evelyn Gramkau. Noch aber seien die Flüchtlinge skeptisch.
Der Innensenator will, daß die Flüchtlinge „so schnell wie möglich“ zurückkehren. „Natürlich hoffen wir, daß das noch vor dem Winter geht“, sagte seine Sprecherin Isabelle Kalbitzer. Eine Zeitschiene könne sie aber noch nicht nennen: „Das hängt von der Lage im Kosovo ab, und darüber wissen wir noch zuwenig.“ Auf der gest-rigen Innenministerkonferenz schlug Werthebach vor, noch im Juni ein Sondertreffen zu diesen Fragen durchzuführen. Er will keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen. In Berlin leben nach Angaben der Innenverwaltung neben den 330 sogenannten Kontingentflüchtlingen derzeit noch etwa 6.000 Kosovo-AlbanerInnen, die illegal eingereist seien und derzeit eine Duldung hätten. Die Aufenthaltsbefugnisse der Kontingentflüchtlinge läuft am 15. Juli aus. Ob sie verlängert wird, ist noch offen. Sabine am Orde
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen