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Stoiber und Sauter spielen Hase und Igel

■ Neuer Vorwurf gegen den bayerischen Ministerpräsidenten: LWS-Sanierung verhindert

München/Berlin (taz) – Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und Ex-Justizminister Alfred Sauter (CSU) liefern sich ein bizarres Wettrennen. Immer wenn sich Stoiber („Mein Name ist Hase, ich wusste von nichts“) gegen die neuesten Vorwürfe verteidigt, ist Igel Sauter schon da – und stichelt genüsslich gegen den Ministerpräsidenten. Jedes Mal liefert Sauter weitere Anhaltspunkte für Stoibers Mitwisserschaft bei den ruinösen Geschäften der halbstaatlichen Wohnungsbaugesellschaft LWS.

Schauplatz gestern: der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtags. Die Süddeutsche Zeitung hatte berichtet, dass Stoiber 1995 die Berufung eines hochqualifizierten Managers für die LWS verhindert hätte. Stoiber gab auf der Ausschusssitzung lediglich zu Protokoll, dass er die Gehaltsvorstellungen des Sanierungsspezialisten für überzogen gehalten habe. Ansonsten habe er sich nie in die Geschäftspolitik der LWS eingemischt. Für die Millionenverluste sei der Aufsichtsrat verantwortlich – also vor allem dessen Exchef Alfred Sauter.

Der stand vor der Tür des Sitzungssaales. Seit seiner Entlassung am Montag verfolgt Sauter den Ministerpräsidenten auf Schritt und Tritt. Erst kam er uneingeladen zu einer Kabinettssitzung, dann störte er als Zettelverteiler eine Stoibersche Pressekonferenz. Gestern kam er ohne Funktion zur Ausschusssitzung in den Landtag. Während Stoiber im Saal noch redete, plauderte Sauter vor der Tür mit Journalisten – und widersprach der Version des Ministerpräsidenten. Er habe sich mit Stoiber sehr wohl darüber unterhalten, dass es bei der LWS „gewisse Probleme“ gebe.

Wann kommt wohl die nächste Enthüllung? SPD und Grüne hoffen auf den kommenden Montag: Dann trifft sich der Landtag zu einer Sondersitzung. Stoiber hat sie einberufen, um Sauter endlich loszuwerden. Die CSU-Mehrheit wird Sauter auch formell entlassen, doch mundtot machen kann sie ihn nicht. Lukas Wallraff

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