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Alle Neuner

Biathletin Magdalena Neuner gelingt der Doppelerfolg: Sie holt die WM-Goldmedaille im Sprint und in der Verfolgung. Die Erfolge der 19-Jährigen täuschen über die Ergebnisse der Männer hinweg

„Jeder ist einmalig. Ich will nicht die zweite Uschi Disl sein“

Sie gilt als Jahrhunderttalent. Im Biathlon. Wobei sie es vielleicht auch im Stricken und im Motocross, ihren Hobbys, weit gebracht hätte. Doch den zweifachen WM-Titel, den hat sie sich in ihrer Lieblingssportart Laufen und Schießen erkämpft: Magdalena Neuner (19). Bei der WM im italienischen Antholz gewann sie sowohl das Rennen über die Sprint-Distanz als auch die Verfolgung.

Und das, obwohl sie in beiden Wettkämpfen keine besonders gute Schießleistung erbrachte und mehrfach in die Strafrunde musste. Dennoch hat die Zolloberwachtmeisterin ihren Zwei-Sekunden-Vorsprung, den sie vom Erfolg im Sprint mit ins Rennen nehmen konnte, auf gute sieben Sekunden ausgebaut. Auf den Plätzen landeten Linda Grubben aus Norwegen und Ana Carin Olofsson.

„Ein Start-Ziel-Sieg ist geil, absoluter Wahnsinn. Heute kann ich mich noch mehr freuen als gestern“, sagte Neuner direkt nach dem Rennen. Mit einer Zeit von 22:46,9 Minuten behauptete sie sich am Tag zuvor im Sprint um 2,3 Sekunden vor der favorisierten Schwedin Olofsson. 1.400 Meter vor dem Ziel führte Olofsson noch mit einer Sekunde Vorsprung. „Hinten raus konnte ich noch mal gescheit Gas geben“, berichtete die neue Weltmeisterin, die erneut mit Stöpseln im Ohr gelaufen ist, damit sie sich besser konzentrieren kann. Die 19-Jährige aus Bayern ist die zweitjüngste Weltmeisterin der Biathlon-Geschichte. Nur die heutige ZDF-Biathlon-Expertin Petra Behle war 1988 bei ihrem Triumph in Chamonix ein paar Wochen jünger.

Obwohl man Magdalena Neuner insgesamt Großes zutraut, sind die beiden Siege doch sehr überraschend. Schließlich hat sie erst einen Weltcup gewonnen. Doch schon vor der Weltmeisterschaft bekam sie den großen Rummel um ihre Person zu spüren: 34 Interviews und ungezählte Sponsoren-Termine bei den Weltcups in Oberhof und Ruhpolding lösten Schlaflosigkeit aus. Dazu kamen Rückenschmerzen. „Lena“, wie sie von ihren Freunden genannt wird, verzichtete auf das letzte Weltcup-Rennen vor der WM. „Das alles hat sie geschlaucht, auch wenn sie es sich nicht anmerken lässt“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang. Sie sei aber eine „Riesen-Bereicherung für die Mannschaft“. Oder besser gesagt: die erfolgreichste Athletin des deutschen Frauen-Teams. Die Führende der Weltcup-Gesamtwertung, Kati Wilhelm, landete in der Sprint-Disziplin auf dem siebten, in der Verfolgung auf dem neunten Platz. Die Weltcupführung musste sie nun an Olofsson abgeben.

Weniger erfolgreich waren die deutschen Herren unterwegs. Sie standen allesamt im Schatten des großen Favoriten Ole Einar Björndalen, der – genauso wie Magdalena Neuner – sowohl im Sprint als auch im Verfolgungsrennen die Goldmedaille gewann. Bei schwierigen Windbedingungen am Samstag war der Oberhofer Alexander Wolf beim Sprint auf Platz 15 Bester der fünf Deutschen. Mit insgesamt 14 Strafrunden enttäuschten die Skijäger vor allem beim Schießen. In der Verfolgung konnten die Deutschen ihre Platzierungen zwar leicht verbessern, doch mit dem zehnten Platz für Michael Rösch und Rang 12 bis 14 für Michael Greis, Andreas Birnbacher und Alexander Wolf kann das deutsche Herrn-Team nicht wirklich zufrieden sein. TAZ, DPA

Biathlon, 10 km Verfolgung Frauen:1. Magalena Neuner (Wallgau) 33:01,6 Min./4 Schießfehler; 2. Linda Grubben (Norwegen) + 0:07,1/1; 3. Anna Carin Olofsson (Schweden) + 0:07,6/5; 4. Natalja Gusewa (Russland) + 0:47,8/2; 5. Tadeja Brankovic (Slowenien) + 1:03,3/2; 6. Florence Baverel-Robert (Frankreich) + 1:22,5/2; 7. Teja Gregorin (Slowenien) + 1:24,8/2; 8. Michela Ponza (Italien) + 1:30,2/1; 9. Kati Wilhelm (D) + 1:34,7/5; 10. Andrea Henkel (D) + 1:46,9/4; 11. Martina Glagow (D) + 1:59,0/2

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