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Kunstwolke überm Schlossplatz

Senat gibt seine Zustimmung zu einer temporären Kunsthalle auf dem Schlossplatz. Eine Initiative aus 140 Kulturschaffenden will für das 2-Jahres-Projekt „Wolke“ 3 Millionen Euro aufbringen

von WALTRAUD SCHWAB

Der Senat unterstützt Pläne, auf dem Schlossplatz eine Kunsthalle zu errichten. Eine Initiative von rund 140 Kulturschaffenden will dort nach dem Abriss des Palasts der Republik statt eines „temporären grünen Rasens eine temporäre weiße Wolke hinsetzen“, sagte Torsten Wöhlert, Sprecher von Kulturstaatssekretär André Schmitz, gestern der taz. „Weiße Wolke“ deshalb, weil die von einem Architektenteam entworfene Kunsthalle eine organische, geschwungene Form haben soll. Kosten: voraussichtlich 3 Millionen Euro. „Wenn sich der Entwurf realisieren lässt, kann er realisiert werden“, so Wöhlert.

Wolke oder Rasen – beides wird mit Vergänglichem assoziiert, mit Episodischem, mit Flüchtigem, Kurzlebigem. Dabei soll sich im Innenleben des langgestreckten Wolkenkörpers, der sich lasziv, wie ein liegender Akt, über das Fundament des ehemaligen Palasts der Republik ziehen soll, nicht weniger als ein „Museum auf Zeit für die Kunst von heute“ befinden.

Schmitz bescheinigte dem Vorschlag bei einer Diskussion vergangene Woche Grandiosität. Er fordert die InitiatorInnen der Kunstzeitschrift Monopol und ihre UnterstützerInnen nun auf, Zeitplan und Programm für die Ausstellungshalle zu erarbeiten.

Damit geht die Diskussion, wie der symbolschwere Platz gestaltet werden soll, in eine neue Runde. Der Streit hatte bald nach der Wende begonnen. Die beiden Fixpunkte der Auseinandersetzung sind mächtige Bauwerke, um deren Materialisierung oder Dematerialisierung gerungen wurde und wird: Palast der Republik und Stadtschloss.

Dass der Palast der Republik wegsollte, war aus ideologischer Sicht schnell klar. Die Bundesrepublik wollte das repräsentative DDR-Gebäude niemals erhalten. Der Wiederaufbau des Schlosses ist ebenso umstritten. Doch die Lobbyisten machten gute Arbeit und bekamen 2002 das Plazet des Bundestags. Ein moderner Bau mit barocker Fassade soll dorthin gestellt werden, wo das Schloss stand. Seine Name: Humboldt-Forum. Vor kurzem wurden Pläne des Bundesbauministeriums bekannt, mit dem 480 Millionen Euro teuren Bau in drei Jahren zu beginnen.

In der Zwischenzeit sollte auf der Fläche des abgerissenen Palasts der Republik, der in seinen letzten Jahren mit kultureller Zwischennutzung ein ganz neues Gesicht bekommen hatte, Rasen angepflanzt werden. In dieser Situation machten die Initiatoren der „Wolke“ auf sich aufmerksam. Sie recycelten damit die Idee, nach dem Palastabriss einen „White Cube“, einen leeren weißen Raum für die Kunst, dorthin zu stellen, wo der Palast war. Die InitiatorInnen wollen das Geld selbst aufbringen, die Bauzeit soll drei Monate betragen. Zwei Jahre soll es stehen. Denn nach neuesten Planungen kann der Abriss des Palasts noch bis Ende 2008 dauern.

Laut Alice Ströver, der kulturpolitischen Sprecherin der Grünen, haben die Pläne etwas von „Absurdistan“. Der Palast der Republik sei zuletzt ein Ort für zeitgenössische Kunst gewesen. Diese Zwischennutzung sei eine Zwischenlösung gewesen.

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