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Das Ding mit Hussein

„Schalten Sie nicht um – oder wir besetzen Ihr Land!“: Der rechte US-Nachrichtenkanal Fox News übt sich in Satire

Ein Satiriker muss schon ziemlich humorlos sein, um auf gute Witze über schlechte Politik zu verzichten. Genau das aber will die neue Satire-Show „The [1]/2 Hour News Hour“ (ungefähr: „Die halbstündige Nachrichtenstunde“) des US-amerikanischen Senders Fox. Der Sender, der zum Medienimperium von Rupert Murdoch gehört, will keine Witze über US-Präsident George W. Bush machen, sondern sich ausschließlich über Linke und Liberale lustig machen.

Die Sendung, deren Pilotfilm am vergangenen Sonntag ausgestrahlt wurde, soll eine Antwort auf „The Daily Show With Jon Stewart“ sein, die wochentags auf dem US-Sender Comedy Central die Höhen- und Tiefflüge der US-Politiker beider Parteien satirisch unter die Lupe nimmt. Die Fox-Show, in der ästhetischen Aufmachung einer Nachrichtensendung und moderiert von den US-Schauspielern Kurt Long und Jennifer Robertson, spießte in ihrer Auftaktsendung denn auch gleich Barrack Obama, den schwarzen Senator und demokratischen Präsidentschaftskandidaten-Anwärter, auf. Dazu hatte die Redaktion, nach dem Vorbild von Opfrah Winfreys Zeitschrift O, ein BO[= Barrack Obama]-Magazine kreiert – inklusive Headlines wie „Mein Leben in der Politik – Meine 18-monatige Erfahrung“ oder in Anspielung auf Obamas zweiten Vornamen: „Das Ding mit Hussein“. Nach jedem Gag ertönt ein Publikumslachen vom Band, während unten im Bild weiter das echte Nachrichtenticker-Band läuft, immerhin ist Fox News ja ein Nachrichtensender.

Die ersten Reaktionen im Internet auf die Sendung fielen eindeutig negativ („stocksteif, rassistisch, grobschlächtig“) aus. Gleichzeitig bewertete die konservative US-Presse die Show und ihr Konzept als gelungen. Einige der ersten Sketche, in denen im Jahre 2009 ein US-Präsident Rush Limbaugh mit einer Vizepräsidentin Ann Coulter regiert, beide im wahren Leben rechtskonservative Aktivisten, entbehrt dabei nicht einer gewissen Selbstironie. Als Limbaugh sein Publikum auffordert, nun dranzubleiben, sekundiert Vize Coulter: „Oder wir besetzten Ihr Land, bringen Ihren Führer um und bekehren Sie zum Christentum!“

Die Opfer des Fox-Humors sollen aber in erster Linie Liberale („Harry Potter und der alternative Lebensstil“) und ihre fixen Ideen wie Klimawandel und Hybridautos sein. Der Erfinder der Show, Joel Surnow, der auch Schöpfer der Fox-Hit-Serie „24“ ist, sagte in Interviews, dass er im US-Äther einfach für Ausgleich sorgen will. „Wir nehmen vor allem Hysterie aufs Korn. Hysterie hinsichtlich der globalen Erwärmung oder Hysterie über Che-Guevara-T-Shirts. Das ist doch lustig, keiner hat bislang versucht, dieses irrationale, absurde Verhalten zu stoppen.“

Surnow spekuliert darauf, dass die US-amerikanischen TV-Zuschauer längst der ganzen Bush-Witze müde geworden sind, die seit sechs Jahren von Komikern wie Jon Stewart gerissen werden. Bislang wurden aber nur zwei Episoden aufgezeichnet, einige weitere sind noch in Produktion, der nächste Sendetermin ist noch nicht bekannt. Kein Wunder, schließlich ist es ja nicht so einfach, lustig zu sein, wenn man nicht in die ganz große humoristische Schatzkiste, das Weiße Haus, greifen darf. ADRIENNE WOLTERSDORF

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