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: Tutzing zum Beispiel
Die offizielle Debatte um TV und Integration hat einen Webfehler: Hier reden fast nur deutsche Funktionäre im eigenen Saft über die „Anderen“.
Die Evangelische Akademie Tutzing liegt mehr als idyllisch am Starnberger See, Alpenpanorama satt, blauweiße Glückseligkeit at its best. Jedes Jahr im März gibt es hier die Tutzinger Medientage. Thema 2007: „Ganz nah – ganz fremd? Migration, Integration und Fernsehen“. Gute Sache, liegt nach TV-Ereignissen wie „Wut“ (ARD-Zoff um Ausstrahlungstermin) oder „Meine verrückte türkische Hochzeit“ (siehe Interview) – wenn auch mit akademietypischer Verspätung – voll im Trend.
Zumal die hochkarätigen ReferentInnen selbst Top-Erfahrung in Sachen M & I mitbringen: Der Badenser und Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) zum Beispiel hatte sich optimal zunächst im rheinischen Bonn, dann in Berlin integriert und gegen die doppelte Staatsbürgerschaft intrigiert. Über das „Bild der Migranten“ im Heimkino befinden zwei deutsche TV-Kritiker, einer von ihnen stammt immerhin aus Osnabrück. Die Bundesinitiative Integration und Fernsehen wird durch ihren deutschen Chef repräsentiert. Es sprechen die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer (stammt aus Mainz) genauso wie der mittlerweile vollständig ins Privatfernsehen migrierte Heidelberger Jürgen Doetz. Arte-Präsident Gottfried Langenstein, als frankophiler Münchner eine schwer integrierbare Randgruppe, ist auch dabei. Und sogar – endlich – eine echte Programmmacherin: Ilona Marenbach, Chefin von Radio Multikulti (RBB). Das ist zwar Hörfunk, aber sie stammt schließlich aus dem Westerwald. Bei so viel landsmannschaftlicher Integrationsleistung der alten Bundesrepublik (West) nehmen sich der erst seit 1958 in Deutschland weilende Henryk M. Broder und erst recht der WDR-Integrationsbeauftragte Gualtiero Zambonini (endlich: ein Römer!) geradezu als gewagte Fremdkörper aus: Wird hier die Integration gelingen? Oder müssen die beiden allein ums Seeufer migrieren?
Jesses! So eine Gästeliste im Jahr 2007, fast ohne Programmmacher oder -verantwortliche, dafür ganz ohne (deutsch-)türkische TV-Kompetenz? Wir fahren trotzdem hin! STG
