: Kein Bauplatz für Eon
Finnische Gemeinde stoppt Grundstücksverkauf für AKW. „Wir wollen nicht Europas Atomstromlieferant werden“
STOCKHOLM taz/dpa ■ Der deutsche Energiekonzern Eon darf in der südfinnischen Stadt Loviisa kein Land für den Bau eines neuen Atomkraftwerks kaufen. Mit deutlicher Mehrheit stoppte die Gemeindevertretung am Mittwochabend den Kauf eines 112 Hektar großen Grundstücks am Stadtrand, auf dem sich die Stadtverwaltung mit Eon geeinigt hatte. „Wir wollen nicht Europas Atomstromlieferant werden“, brachte ein Stadtrat die Meinung seiner skeptischen KollegInnen auf den Punkt. Vor der Sitzung hatten hunderte Demonstranten gegen den Plan protestiert, der der Stadtkasse 6,5 Millionen Euro gebracht hätte.
Eine Absegnung der Pläne durch den Stadtrat galt ursprünglich als bloße Formsache. Loviisa gilt als „atomkraftfreundlich“, nahe der Stadt laufen bereits zwei AKWs. Entsprechend überrascht reagierte Eon auf die Entscheidung des Stadtrats. Man werde nun „in Ruhe neu überlegen“, sagte der Chef der finnischen Eon-Tochter, Matti Manninen.
Ausschlaggebend für das ablehnende Votum war neben Ärger über die geheimen Verhandlungen zwischen Eon und der Stadtverwaltung vor allem die Lage des Grundstücks. Hunderte von Häusern hätten innerhalb des 5-Kilometer-Radius der Sicherheitszone gelegen.
Doch es gab auch grundsätzlichen Widerstand. „Hier geht es nicht nur um eine lokale Frage“, sagte die nach Loviisa angereiste grüne Parlamentsabgeordnete Heidi Hautala: „Sondern um ein internationales Signal, ob Finnland eine Atomkolonie werden, für einen Europamarkt Atomstrom produzieren und auch noch den Atommüll lagern soll.“
Der Bau eines sechsten finnischen Reaktors ist von der Regierung in Helsinki anvisiert, aber politisch noch nicht beschlossen. Zusätzlich zu den bisherigen vier Reaktorblöcken wird derzeit ein fünfter im AKW Olkilouto unter Beteiligung des deutschen Siemens-Konzerns gebaut. Dieses Projekt ist eine denkbar schlechte Werbung der Atomlobby für einen weiteren Neubau: Nicht weniger als 700 eingebaute Sicherheitsmängel in einem dreiviertel Jahr Bauzeit konnte Greenpeace kürzlich vorrechnen. Selbst aus der finnischen Strahlenschutzbehörde wird nun eingeräumt, der gesamte AKW-Neubau erweise sich „als viel schwerer als anfänglich geglaubt“. REINHARD WOLFF
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