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Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Manche Ideale der Globalisierungskritik sind der Union näher, als sie es möchte. Drum bleibt der Pickelhaubentaucher das Wappentier der CDU/CSU – auch wenn Schäuble nicht die reaktionäre Nuss ist, um Otto Schily zu übertrumpfen

Hie ein bisschen Nachhaltigkeit, dort etwas Familienpolitik – schön. Ringsum aber klaffen die Abgründe ewig alter Haudraufstaatlichkeit

Was war schlecht in der letzten Woche?

Schalke.

Was wird besser in dieser?

Stuttgart. Aber warum ?

180 Milliarden Steuern soll der Staat bis 2011 mehr einnehmen. Wofür soll es verwendet werden? Schuldenabbau? Investitionen? Krippenplätze?

Ich möchte Schuldenabbau für Investitionen in Krippenplätze. In der Reihenfolge, falls man nicht alles auf einmal hinbekommt. Ein belastbarer Haushalt ist kein Grundrecht, sondern schlimmer: eine Voraussetzung von Grundrechten. Ein Pleitestaat läuft Gefahr, sich jeden Unsinn aufschwindeln und vorschreiben lassen zu müssen: Atompolitik, Rüstung, Bankenwillkür. Deshalb halte ich es in der Tat für ein soziales Anliegen, den fatalen Einfluss der Kreditgeber auf das Gemeinwohl so weit wie möglich einzuschränken.

Schäuble will potenzielle Gewalttäter, die gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm protestieren, in Vorbeugehaft nehmen lassen. Ist das mit rechtsstaatlichen Grundsätzen vereinbar?

In sich beantwortet: Protest ist ein rechtsstaatlicher Grundsatz. Bisher atmet das für mich alles die große Not der Obrigkeit, ohne gewaltbereites Gegenüber in die Sinnkrise zu stürzen. Je dümmer der Polit-Hooligan, desto näher ist er dann umgekehrt bei Schäuble. Das tut mir für beide Seiten leid, Schäuble ist nicht die reaktionäre Nuss, die es braucht, Schily zu übertrumpfen.

Warum eskalieren Bundesanwalt, BKA und Schäuble den Konflikt mit den G-8-Gegnern so sehr? Wollen sie vielleicht die Randale, um am Ende Recht gehabt zu haben?

Die Union hat es versäumt, vereinzelte Biotope der Moderne, die sich in ihr Programm und ihre Praxis verirrt haben, untereinander zu vernetzen. Hie ein bisschen Nachhaltigkeit, dort etwas Familienpolitik – schön. Ringsum aber klaffen die Abgründe ewig alter Haudraufstaatlichkeit, bleibt der Pickelhaubentaucher das Wappentier. Gerade die nichtideologischen, nichtsozialistischen und staatsfernen Ansätze der Globalisierungskritik sind so nah am konservativen Ideal, dass der CDU-Staat draufpöbeln muss wie der Klemmschwager auf die offen Schwulen.

Am Mittwoch wird Nicolas Sarkozy als Präsident vereidigt. Ist er der knallharte Reaktionär, für den ihn viele halten?

Er soll mich am Wochenende anrufen, dann mache ich mir einen Eindruck.

Donnerstag und Freitag treffen sich EU und Russland zum Gipfel. Müsste Merkel nicht mal harte Worte für die Unterdrückung elementarer Freiheiten in Putins Russland sagen?

Wenn man sich als Vertreter der Fraktion darstellen lassen will, die „Demokratie“ sagt und „gnadenlosen Durchmarsch der Globalisierungswirtschaft“ meint, muss man es so anstellen, ja. Man muss Putin für seinen Autoritätsstaat nicht loben, wenn man mit ihm gemeinsam eine Strategie sucht, Demokratie-Export etwas glaubwürdiger aufzuziehen als – sagen wir mal – die Amis im Irak. Oder auch – wir in Afghanistan.

Heute endet die Brasilien-Reise von Papst Benedict. Wie ist er dort aufgetreten?

Ich möchte den greisen Sektenführer auch nicht immer noch mal überbewerten, irgendwie hat er wieder gegen Schwangerschaftsabbrüche gepöbelt und seinem Unverständnis darüber Ausdruck verliehen, dass sein Verein auch in ehedem 90-Prozent-Ländern wie Brasilien schnell und viel Mitglieder verliert. So what ?

Der Welt- Redakteur Alan Posener hat über Bild- Chef Kai Dieckmann in einem Blog geschrieben: „Die 68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage abzudrucken und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten Instinkte der Bild -Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig auf der Papst-Welle mitzuschwimmen.“ Der Text verschwand umgehend von der Welt- Homepage. Ist das Zensur?

In der taz sind schon ganze Autoren umgehend verschwunden. Manchmal kann es auch mutiger sein, dem Kollegen persönlich die Meinung zu geigen, wenn man schon Kollege ist. Und erst danach die Öffentlichkeit zu suchen. Was nicht heißt, Posener hier zum Asyl zu laden, schließlich ist es ja nichts Neues, nicht nur in der taz vernünftige Texte zu lesen, sondern eben in der Welt.

Und was macht Borussia Dortmund?

Schlägt Bayern den Trainer weg und Schalke die Schale und ist dann noch klug genug, seine dröhnende Dominanz über die ganze Liga hinter allerlei Trainerwechseln und lustigen Tabellenplätzen zu kaschieren. Große Saison das. FRAGEN: SR

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