: Harry allein zu Hause
Der britische Armeechef Dannatt beschloss vorgestern, dass Prinz Harry doch nicht mit der Truppe in den Irak darf
Harry muss zu Hause bleiben. Der britische Armeechef, General Richard Dannatt, beschloss vorgestern, dass Prinz Harry, Dritter in der britischen Thronfolge, nicht mit seiner Truppe in den Irak darf. Die „Blues and Royals“ werden noch in diesem Monat an die Front geschickt.
Dannatt entschied nach seiner Stippvisite im Irak vorige Woche, dass es nicht nur zu riskant für den Prinzen sei, sondern auch für die anderen Soldaten in seinem Regiment, weil sie unweigerlich ebenfalls zur Zielscheibe würden. Es habe „konkrete Drohungen“ gegeben, sagte Dannatt. Unter anderem hatte Abu Zaid von der schiitischen Mahdi-Armee angekündigt, er werde Harry die Ohren abschneiden. Noch vorigen Monat tat Dannatt die Drohungen als „Geschwätz“ ab.
Vorgestern nun sagte er, es sei ein wichtiger Faktor bei seiner Entscheidung gewesen, dass die Medien so ausführlich über Harrys möglichen Einsatz im Irak berichtet haben. „Das hat die Situation verschärft“, sagte er. Hatte er gehofft, Harry könne anonym in den Krieg ziehen? Man muss nur im Internet nachsehen, um herauszufinden, in welchem Regiment Harry dient und wo es stationiert ist.
Außerdem hatte das Verteidigungsministerium angekündigt, dass Harry im Irak von einem Kamerateam begleitet werden könne, um einen Film für Propagandazwecke zu drehen. „Genauso gut hätten sie eine Zielscheibe auf Harrys Helm malen können“, maulte der Daily Telegraph. Prinz Harry hatte im März erklärt, er wolle „nicht zu Hause auf meinem Arsch sitzen, während meine Jungs für ihr Land kämpfen“. Nun sei er als Berufssoldat schwer enttäuscht, sagte Dannatt, fügte aber hinzu, dass der Prinz die Entscheidung verstehe und akzeptiere. Aus der Armee austreten werde er nicht.
Reg Keys, dessen Sohn Thomas im Jahr 2003 in Basra getötet wurde, sagte: „Es scheint, dass Harrys Leben mehr wert ist als das meines Sohnes oder der anderen knapp 150 Soldaten, die ums Leben gekommen sind.“ Rose Gentle, deren Sohn Gordon ebenfalls gefallen ist, sagte: „Wenn es zu gefährlich für Harry ist, dann ist es auch zu gefährlich für die anderen Jungs. Sie sollten alle nach Hause geholt werden.“
Der Guardian schlug gestern vor, man könne Harry statt dessen in den Kongo, nach Afghanistan, auf die Falkland-Inseln oder nach Nordirland schicken. RALF SOTSCHECK
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