: Union lässt die Fans zittern
Die Köpenicker müssen doch wieder um den Klassenerhalt bangen – auch nach dem Unentschieden in Dortmund
Spieler und Fans des 1. FC Union feierten am vergangenen Mittwoch den Gewinn des Landespokals. Dass es bei der Siegerehrung nach dem fulminanten 7:0 gegen den Köpenicker SC im Stadion „Alte Försterei“ heftig zu regnen begann, interpretierten feinfühlige Beobachter als Menetekel, dass sich auch sportlich dunkle Wolken über dem Verein zusammenziehen könnten.
Viel Zeit, um den Pokalsieg zu feiern, blieb den „Eisernen“ nicht. Der Sieg über den zwei Klassen tiefer agierenden Lokalrivalen KSC galt als Pflichtaufgabe. Außergewöhnlich waren allenfalls die vier Treffer des Brasilianers Daniel Teixeira. Vor allem aber belastete die Negativtendenz in der Meisterschaft die Gemüter. „Wir haben noch drei schwere Spiele und müssen noch drei Punkte holen“, klagte Christian Schreier in der Stunde des Triumphs.
Dabei hatte Unions Trainer schon vor fünf Wochen Entwarnung gegeben im „Klassenkampf“ der Regionalliga. Nach dem 1:0-Erfolg über Fortuna Düsseldorf und 43 Punkten auf dem Konto meldete er Vollzug in Sachen Klassenerhalt. Zu früh, wie sich herausstellte. „Die Liga spielt verrückt“, grantelte Sportdirektor Christian Beeck am Rande der Verzweiflung. Während Union beim Bemühen, in die Aufstiegsregion der 3. Liga vorzustoßen, einen Schwächeanfall erlitten, rückte die Konkurrenz aus dem Abstiegssumpf gefährlich nahe.
Eine Folge: Mangels Planungssicherheit ruhten die Aktivitäten in Köpenick bis zum Wochenende. Verstärkungen konnten nicht verpflichtet werden – für welche Liga auch? „Andere Vereine sind schon viel weiter“, murrte Mannschaftskapitän Sebastian Bönig. In der Oberliga, der Vorhölle zum Amateurlager, dem Union im Sommer 2006 glücklich entronnen ist, benötigt der Club wohl auch kein Stadion für 23.000 Zuschauer, wie es in der Wuhlheide geplant wird.
Ausgerechnet in dieser verfahrenen Situation gastierte die Union-Mannschaft am Samstag bei Borussia Dortmunds Zweitvertretung. Im Stadion „Rote Erde“ wollten die Berliner letzte Unklarheiten in der Tabelle beseitigen. „Die fehlenden Punkte wollen wir in Dortmund holen – auch wenn’s sehr schwer wird“, verkündete Coach Schreier. Torjäger Teixeira nahm einen mentalen Schluck aus dem Landespokal: „Sieben Tore sind genau der richtige Schub vor so einem wichtigen Spiel.“
Dennoch wirkten Berlins Pokalhelden ängstlich, wie man es erwartet, wenn Existenzangst im Spiel ist. Dortmunds Omerbegovic brachte seine Elf nach 40 Spielminuten 1:0 in Führung. Ein Treffer, der die Eisernen noch tiefer in die Abstiegsangst rammte. Doch ausgerechnet ein Spieler, den Unions Vereinsführung vor Wochen am liebsten zur Kur geschickt hätte, weil er sich angeblich schlapp gefühlt und um eine Pause gebeten haben soll, sorgte für ein Happyend: Nico Patschinski, der seine Spieltauglichkeit durch ein ärztliches Attest bescheinigen ließ, erzielte den 1:1-Endstand. „Ich fühle mich gut“, sagte Unions Retter in Westfalen.
Auch Schreier konnte sich einen Pluspunkt gutschreiben, weil er in der „Schlappaffäre“ zu seinem Stürmer gehalten hatte. „Egal, wer trifft – Hauptsache, wir ziehen das Ding“, sagte der Trainer nach dem Remis. Die Wahrscheinlichkeit, dass Union in der Regionalliga bleibt, ist größer geworden. Für die Rettung benötigt das Team aus den Partien gegen VfB Lübeck und Werder Bremen II theoretisch noch zwei Punkte. JÜRGEN SCHULZ
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