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Archiv-Artikel

Farbe bekennen bei unsichtbaren Eiern

Zwei Drittel aller Hühner in der Eierproduktion sitzen immer noch in Käfigen. Denn der Kunde kann nur auf Schaleneiern erkennen, woher sie stammen – nicht aber bei Produkten, die Ei enthalten. Umweltschützer fordern Kennzeichnungspflicht

Was hilft es, wenn Unilever Eier aus Freilandhaltung verwendet, das aber nicht anzeigt?

VON CHRISTINE ZEINER

Ostereier, Frühstückseier, Spiegeleier: Das Ei bleibt in Deutschland beliebt, und etwa die Hälfte aller Eier, die hier gekauft werden, stammen mittlerweile aus Boden- und Freilandhaltung, sagt die Gesellschaft für Konsumforschung. Doch was ist mit den unsichtbaren Eiern in Nudeln, Biskuits, Eierlikör und Fertiggebäck? In Österreich bieten Supermärkte seit rund drei Jahren Eierteigwaren und Mayonnaise auch aus Boden- oder Freilandeiern an. „In Deutschland kann man solche Produkte mit der Lupe suchen“, sagt Reinhild Benning, Agrarexpertin vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Auch wenn es immer weniger Käfighaltungsplätze in Deutschland gibt, machen die Käfighennen immer noch einen Anteil von 70,5 Prozent an allen Hühnern in der Eierproduktion aus. Das bedeutet: der Wohn- und Arbeitsplatz von zwei Dritteln aller Hennen ist nicht höher als 60 Zentimeter bei einer Fläche von etwas mehr als einem DIN-A4-Blatt – ein Jahr lang ist sogar ein noch kleinerer Platz und eine noch geringere Höhe erlaubt.

Auf den Nudel- und Gebäckverpackungen im Supermarkt ist davon nichts zu sehen. Im Gegenteil: „Viele Verpackungen suggerieren Tierschutz, wo keiner ist“, sagt Benning. Wie bei den Schaleneiern sollte es Konsumenten aber auch hier möglich sein, zu erkennen, was sie kaufen. Ihnen hilft es da wenig, wenn etwa der Konzern Unilever nach eigenen Angaben in seinen Knorr-Saucen Eigelb von Freilandhennen verwendet, es aber nicht ausschildert.

„Wir fordern eine einheitliche Kennzeichnungspflicht aller tierischen Produkte“, sagt Benning. Bei den Schaleneiern ist das bereits der Fall: Die Ziffern 0, 1, 2 oder 3 auf der Verpackung zeigen, ob es sich um Bio-, Frei- land-, Boden- oder Käfigeier handelt. Auf einen Blick sollte auch bei anderen Produkten – gleich ob Eier, Fleisch, Milch oder Fertigwaren – ersichtlich sein, wie die Tiere gehalten wurden.

Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) gibt sich diesbezüglich jedoch zurückhaltend. Und dass ein EU-weites Tierschutz-Siegel noch im Rahmen der deutschen Ratspräsidentschaft beschlossen wird, wie es Tierschützer fordern, ist unwahrscheinlich. Man müsse zunächst einmal die einzelnen Ergebnisse der Tierschutzstudien der Mitgliedsländer abwarten, um hier einheitliche Standards auszuverhandeln, heißt es aus dem Ministerium.

Das wäre 2009 der Fall. „Bis dahin wird man sich mit einem Siegel zurückhalten“, meint Pressesprecherin Tanja Thiele. Eine freiwillige Kennzeichnung sei ja ohnehin jetzt schon möglich. Das macht beispielsweise der Verein Neuland. Im Unterschied zu Öko-Betrieben muss hier kein ökologisches Futter verwendet werden, in erster Linie geht es um „artgerechte Haltung“.

Die Umweltschutzorganisation BUND will nun über eine Postkartenaktion Druck für ein Tierschutz-Siegel machen. Und was bleibt den KonsumentInnen bis dahin? In den Geschäften nach Produkten mit Freilandeiern zu fragen und so Interesse an dem Thema signalisieren, sei eine Möglichkeit, sagt Benning: „Tierschutz wird ja auch als Wettbewerbsvorteil begriffen.“ Die „einzig wirklich zuverlässige Quelle“ für Eierlikör, Kekse, Nudeln und Mayonnaise aus Eiern von glücklichen Hühnern seien so lange nur die Öko-Supermärkte.