: Armer Internet-Millionär
„Good Times“ heißt das Anfang 2014 erschienene Album von Kim Dotcom. In Neuseeland, wo der exzentrische Unternehmer aus Kiel auf einem luxuriösen 22-Hektar-Anwesen im Norden der Stadt Auckland wohnt, erreichte die Platte immerhin Platz 20. Doch gut sind die Zeiten für den 40-Jährigen schon länger nicht mehr.
Mit seinem protzigen Auftreten, gern in Begleitung schöner Frauen, und mit schrägen Geschäften hatte der deutsche Selfmade-Millionär international Aufsehen erregt.
Nun steht er in Auckland vor Gericht, das darüber entscheiden muss, ob Kim Schmitz – wie Dotcom eigentlich heißt – in die USA ausgeliefert wird. Dort wird er angeklagt, mit dem Sharing-Dienst Megaupload Urheberrechte im Wert einer halben Milliarde Dollar verletzt zu haben.
Das Verfahren selbst läuft bereits seit März 2012. Nach kurzer Zeit im Gefängnis konnte er seinen kostspieligen Lebensstil gegen Zahlung einer Kaution jedoch schon bald wieder aufnehmen. Bis jetzt.
Dotcom selbst war es, der am Mittwoch eine Meldung der BBC Australia retweetete. Wie es in dem Bericht heißt, ist er pleite und hat seinem teuren Anwalt gekündigt.
Sein Lebensweg ist voller Wendungen: Nach einer – eigenen Angabe zufolge – schwierigen Kindheit machte Kim Schmitz erstmals Mitte der 90er Jahre auf sich aufmerksam. Damals geriet er als Hacker ins Visier der Polizei. Wenig später entdeckte Schmitz eine Sicherheitslücke im Handynetz der Telekom. Der Konzern verlangte angeblich Stillschweigen. Als Gegengeschäft soll Schmitz aber einen lukrativen Beratervertrag bekommen haben.
Damit finanzierte er wohl seine weiteren Geschäfte. Er häufte Internetmillionen an und machte von sich reden, als er – was nie nie bestätigt wurde – 20 Millionen Dollar an Greenpeace zahlen wollte und ein Kopfgeld auf Osama bin Laden auslobte.
Nach Stationen in Bangkok und Hongkong ist Herr Dotcom, inzwischen fünffacher Vater, schließlich in seiner Wahlheimat angekommen.
Ob er dort auch weiterhin „Good Times“ haben wird – schon bald werden wir es wohl wissen. DANIEL SEGAL