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Metaphern-betr.: "Aus der Wunderwelt der Methaphern", taz vom 14.11.88

betr.: „Aus der Wunderwelt der Metaphern“,

taz vom 14.11.88

Wenn ich sage, Sie argumentieren wie ein zertretener Wurm, mögen Sie sagen meine Metapher sei fehl, aber keinesfalls würden Sie annehmen, ich würde Sie für einen platt gestampften Wurm halten. Richtig! Sie sehen, ich habe ihre metapherntheoretischen Ausführungen verstanden.

Und so bemerke ich, daß sich Ihre Gedanken um einen dorren Ast winden. Nach der Heissenbergschen Unschärfentheorie bestimmt das Ergebnis den Versuch und determiniert sich somit selbst. Damit Ihr Versuch einer Erklärung jedoch ein gelungener geworden wäre, hätten Sie beachten müssen, daß der „Bildspender Gaskammer“ ohne Bild ist. Nur ein paar handvoll Lebender hat hiervon noch ein Bild. Für alle anderen ist es unmöglich, sich hiervon ein Bild zu machen. Und so wird der Bildempfänger zur Metapher des Bildspenders. Was daraus folgt, sträube ich mich zu formulieren. Sie hielten es für notwendig, dies zu tun. - Ein saurer Schlagobers auf zu dünnem Kaffee.

Matthias Mala, München 5

So einfach ist das also: „Bildspender ist die Gaskammer, Bildempfänger ist die Disko. Und nicht umgekehrt. Die Gaskammer verliert in dieser Metapher kein bißchen ihres Grauens...“ Basta!

Aber ganz so akademisch-einfältig verhält es sich nun doch nicht: hier werden zwei Dinge verglichen; aufgrund von Gemeinsamkeiten, das ist das Wesen des Vergleichs. Natürlich wird durch diesen mißlungenen Vergleich die Gaskammer nicht mit einer Disko gleichgesetzt. Aber der Vergleich einer überfüllten Disko mit einer Gaskammer vergleicht Unvergleichbares, impliziert Gemeinsamkeiten, die es nicht gibt!

Da liegt die Gefahr der Verharmlosung, und da verliert dann auch (irgendwann) das Wort „Gaskammer“ seine Bedeutung; nach dem Motto: Wenn du wissen willst, wie es in den Gaskammern zuging, sieh dich in einer (überfüllten) Disko um. Derartig „saloppe“ und dumme Formulierungen sind viel gefährlicher und unverschämter, als etwa die inkriminierten Äußerungen eines Jenninger, die (als Zitate) eine Verharmlosung der Hitler-Ideologie kaum abgeben, sondern lediglich zum falschen Anlaß (als Gedenkrede zur Pogromnacht statt als Vorlesung zu jedem anderen beliebigen Zeitpunkt) vorgetragen wurden.

Thomas Niehr, Solingen 1

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