West-Reichsbahner fürchten um Renten

■ Gewerkschaft droht mit Dienst nach Vorschrift / Immer mehr Fachkräfte wandern zur BVG ab / Hohe Renteneinbußen

Mit einer „Warteschlange bis zur Gedächtniskirche“ müssen Reichsbahnkunden an den Schaltern des Bahnhof Zoo rechnen, wenn sich in der Frage der West-Reichsbahn-Renten nichts tut. Dies prognostizierte gestern auf einer Pressekonferenz ein Sprecher des Westberliner Ablegers der neuen Gewerkschaft der Eisenbahner (GdE) im FDGB, der die Interessen der rund 2.200 hiesigen Beschäftigten bei der Reichsbahn vertritt.

Ein „Dienst nach Vorschrift“ bei den FahrkartenverkäuferInnen am Zoo nämlich könne wesentlicher Bestandteil von gestern angedrohten „Kampfmaßnahmen“ zur Sicherung der Rentenansprüche der Reichsbahner sein.

Bereits im Januar hatten die Westberliner Reichsbahn -Angestellten gegen eine Novellierung des sogenannten Fremdrentengesetzes per 1. Juli durch die Bundesregierung protestiert. Für männliche Beschäftigte werde dieses Gesetz Renteneinbußen von im Schnitt 250 bis 300 Mark, für Frauen von 500 bis 600 Mark bringen, so der Vorsitzende der Gewerkschaft, Wolfgang Zell. Vor dem Hintergrund der Pläne für die einheitliche „Deutsche Staatsbahn“ kritisierte Zell, daß die Reichsbahn sich bis heute stur stelle und keine „Besitzstandsregelung“ angeboten habe. Eine solche Regelung muß nach Ansicht der GdE schnell her, noch vor der Schaffung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion.

Nunmehr sei auch der Eisenbahnverkehr im Westteil der Stadt „ernsthaft gefährdet“, da mit Blick auf den Rentenstichtag 1. Juli immer mehr Facharbeiter zur BVG abwanderten, erklärte der Gewerkschafter. Zell zufolge konnte die Gewerkschaft in Verhandlungen Reichsbahn-Generaldirektor Keddi in einem ersten Schritt nur ein Kündigungsschutzabkommen abringen. Danach dürften Reichsbahner mit mehr als 20jähriger Dienstzeit künftig nicht wegrationalisiert werden.

thok