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Blauer Engel für Waschmittel?

■ Abstimmung am Kaufregal zwingt grüne Ideologie ins Weiß hinein

Umweltformel, Bio-Kugel... Seit geraumer Zeit klimpern die Werbestrategen aller Waschmittelhersteller auf der Öko-Klaviatur herum. Natürlich war die oft gepriesene Umweltverträglichkeit immer mehr Schein als Sein.

Das scheint sich jetzt zu ändern: Der „Umweltengel“, eine Auszeichnung, die nicht jeder Hersteller hinterhergeschmissen kriegt, könnte noch dieses Jahr ein Waschmittel zieren. Die Verbraucherzentrale Bremen teilte jetzt mit, daß sich zwei große Waschmittelhersteller für das sogenannte „Baukastenprinzip“ entschieden haben. „Baukasten“, weil die herkömmlichen Voll- oder Kompaktwaschmittel in ihre Bausteine zerlegt werden und einzeln erhältlich sind. Umweltbewußte begnügen sich dann mit dem Basiswaschmittel, das weder bleichende Perborate noch optische Aufheller enthält. Bei härterem Wasser kommt dann der zweite Baustein, der Enthärter, hinzu, und für die Unbelehrbaren ein Bleichmittel als dritte Komponente.

Daß jetzt große Konzerne nachahmen, was kleine Produzenten schon seit Jahren vertreiben, führt die Bremer Verbraucherzentrale auf „die Abstimmung am Kaufregal“ zurück, bei der Weichspüler immer stärker zurückgedrängt, Phosphatersatz abgelehnt und phosphatfreie Mittel bevorzugt wurden.

Grund zum Jubel gibt es nach Informationen der Verbraucherzentrale dennoch nicht, denn das umweltfeindliche Gewinnstreben der Marktgiganten ist ungebrochen: So empfiehlt ein Hersteller für sein Mittel in Deutschland 174g pro Waschgang, in Frankreich für dasselbe Produkt satte 394g. Je nach Umweltbewußtsein wird also empfohlen, was die Kassen der Firma klingeln läßt. Daß Dosierungsempfehlungen generell eher mit Blick auf das Wohlergehen des Herstellers als der Gewässer zustande kommen, zeigen auch zufriedene Verbraucher, die in Belgien bspw. Mengenangaben um fast die Hälfte unterbieten. fk

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