: Zeugin: Hepp-Geschwister sind "Panne"
■ Hauptbelastungszeugin bestätigt, von Ilona Hepp mehrfach mit der Suche nach einem "Killer" beauftragt worden zu sein / Codewort "Abtreibung" stand für Mord / Aussageverweigerung in mehreren Punkten
Die mit Spannung erwartete Hauptbelastungszeugin Marita L. hat die Vorwürfe gegen Ilona Hepp gestern vor Gericht nachdrücklich bestätigt. Danach hat die ehemalige AL-Politikerin sie mehrfach mit der Suche nach einem „Killer“ beauftragt und dafür im Februar 1992 10.000 Mark „angezahlt“. Das Codewort „Abtreibung“ habe für den Mordauftrag gestanden und nicht – wie Ilona Hepp sagt – für die Wiederbeschaffung des Familienschmucks. Diesen Schmuck soll deren Bruder Nicolas nach dem Tod der Mutter im Dezember 1991 unberechtigt an sich genommen haben.
Ilona Hepp habe ihren Bruder als „Schwein“ bezeichnet, das „nicht wert sei zu leben“, erklärte die achtunddreißigjährige schmale Frau, die sich mit einer Blondhaarperücke tarnte. Sie sei lediglich zum Schein auf den Auftrag eingegangen, um zu sehen, wie entschlossen Ilona Hepp sei. Dem Bruder habe sie den Plan erst „Monate später“ mitgeteilt, weil sie zum Zeitpunkt des Mordauftrags mit Nicolas Hepp zerstritten gewesen sei. Außerdem habe sie erst allmählich gemerkt, daß Ilona Hepp den Auftrag „bitterernst“ meint.
Die ehemalige Prostituierte L. hinterließ einen clevereren Eindruck als Nicolas Hepp, der sich während seiner dreitägigen Vernehmung in zahlreiche Widersprüche verstrickt hatte. Frau L. verweigerte mehrfach – unterstützt von ihrem mitgebrachten Anwalt – die Aussage; insbesondere bei Fragen zum Verbleib des Familienschmucks und der Erpressung des Bruders um 150.000 Mark.
Beide Geschwister bezeichnete Marita L. als „Panne“: Ilona Hepp bräuchte eine psychiatrische Behandlung, und Nicolas Hepp sei ebenfalls „nicht normal“. Ilona Hepp, die der Vernehmung teils feixend, teils mit in den Händen verborgenem Gesicht verfolgte, warf Marita L. vor, sie lüge und habe dafür Geld vom Bruder erhalten. Ilona Hepp hat Marita L. als Vertraute im Kampf gegen den Bruder gesehen; so „schenkte“ sie ihr Ende 1991 30.000 Mark.
Marita L. will den Hepp-Bruder von einer Anzeige gegen Ilona Hepp abgehalten haben, nachdem sie diesem den Mordauftrag offenbarte. Statt dessen habe sie ihm vorgeschlagen, er solle mit seiner Schwester sprechen und sich mit ihr einigen. Nicolas Hepp hingegen fand Gefallen daran, Ilona Hepp ins Gefängnis zu bringen, weil er dies für den Erbstreit als günstig ansah. Diesen Gedanken „fand ich nicht hübsch“, sagte die Zeugin. Aus Solidarität mit Ilona habe sie später die Herausgabe der Telefonmitschnitte mit Gesprächen über den Mordauftrag verweigert. Sie habe damit Ilona Hepp „schützen“ wollen. Erst als diese die geschenkten 30.000 Mark zurückforderte, habe sie das Band der Kripo übergeben. Die jetzige Kauffrau wies Vorwürfe des Hepp-Bruders als „Witz“ zurück, sie habe selbst zur Lösung des Erbstreits die Ermordung Ilona Hepps vorgeschlagen. Falsch sei auch die Aussage des Zeugen K., Marita L. wolle von Ilona Hepp 300.000 Mark „abziehen“. Gerd Nowakowski
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