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Frühstück an der Elbe

■ Voscherau empfängt Statt-Partei- Gründer Wegner / Grüne Forderungen

Hamburg (taz) – Es sei „nett“ gewesen, lächelte Markus Wegner, als er gestern mittag das Hamburger Rathaus verließ. Fast vier Stunden lang hatte der Chef der bei der Wahl am Sonntag überraschend mit 5,7 Prozent in die Bürgerschaft gewählten Statt Partei mit Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) gefrühstückt und dabei „über alles gesprochen, was für Hamburg wichtig ist“. Einziges Ergebnis des „Schnuppergesprächs“: ein weiteres Frühstück Mitte nächster Woche.

Mit einem „gesunden Hunger auf Bürgerlichkeit“ war Wegner um 8.30 Uhr ins Rathaus geeilt. Seine Botschaft an Wahlverlierer Voscherau: Keine Koalition, keine Senatorenposten, aber eventuelle Tolerierung eines SPD-Minderheitssenates. Ob die Sozialdemokraten sich auf einen Partner einlassen werden, dessen Programm aus unverbindlichen und in aller Eile am Montag und Dienstag zusammengeschriebenen Diskussionsergebnissen diverser Arbeitsgruppen besteht, ist zur Zeit noch völlig offen. Klar ist hingegen, daß Henning Voscherau versucht, eine Alternative zu einer ihm unerwünschten Rot-Grün-Koalition zusammenzubasteln: „Es wäre eine schöne Sache, wenn sich die Traditionen der Stadt verbinden ließen mit den neuen Chancen, die sich aus der Bürgerbewegung ergeben“, orakelte der Senatsprimus vor der Presse. Es wird nicht sein letztes sein: Am Freitag empfängt er die GAL zum Frühstück, Anfang nächste Woche will er mit der CDU das sondieren, was die Hamburgische Handelskammer bereits am Wahlabend forderte: Die Chancen einer Großen Koalition.

Es scheint eine neue Frühstückskultur in Hamburg en vogue zu werden, an der sich auch die Grünen aktiv beteiligen wollen: Am heutigen Donnerstag morgen haben sie ihrerseits Markus Wegner zum Frühstück zu Gast. Obwohl die GAL keinen Zweifel daran läßt, daß sie eine „Dreierkiste mit SPD und Statt Partei“ ablehnt. Sie steuert zielstrebig und offenherzig auf eine Rot-Grün-Koalition hin. Mit Ausnahme der Themen „Hafenstraße und Hafenerweiterung“ lasse man über alles mit sich reden, verlautbarte gestern die frisch ernannte vierköpfige „Sondierungs-Combo“ um die Spitzenkandidatin Krista Sager.

Ein „klassisches Ressort“ (Innen-, Finanz- oder Wirtschaftsbehörde) fordern die Grünen, dazu hätten sie gerne die Verantwortung in den Ressorts Umwelt, Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. „Wir sind fähig, jede Behörde zu leiten, und wir wollen bei der Gestaltung der Stadt ganz entscheidend mitreden“, so Krista Sager & Co. voller Selbstvertrauen. Sven-Michael Veit

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