: Unterm Strich
Jetzt kommen die Geier: Mark Quindoy, ehemaliger Verwalter der Farm von Michael Jackson in Santa Barbara/Kalifornien, will vor Gericht aussagen, Jackson habe Kontakte zu minderjährigen Jungen unterhalten. Was der philippinische Anwalt am Mittwoch in Manila erklärte, kann kaum anders verstanden werden denn als Bereitschaft, alles zu bestätigen – Hauptsache spektakulär. Am Rande vermerkt: Quindoy beabsichtigt, zusammen mit seiner Frau, die bei Michael im Haushalt mithalf, ein Buch über die Arbeit auf der Jackson-Ranch zu schreiben. Unterdessen werden die Agentur-Reviews zu Jacksons never ending-Welttournee immer lapidarer. War früher schon mal vom „modernen Peter Pan“ oder dem „Teenager-Idol“ Michael Jackson die Rede, nimmt die Lyrik jetzt wieder nachrichtliche, aber nicht untergründigere Wege: „Zu Jacksons erstem Konzert in Tel Aviv waren 70.000 Zuhörer erschienen. 500 Personen erlitten wegen des Gedränges Prellungen oder wurden ohnmächtig.“
Freyburg an der Unstrut war selbst den alten Freiburgern in der Redaktion zugegebenermaßen kein Begriff, bis, ja bis ... heute morgen eine Erklärung eintraf, derzufolge die III. Tage der mittelalterlichen Musik in Sachsen-Anhalt dortselbst stattfinden werden, und zwar vom 1. bis zum 3. Oktober. Die „in Deutschland einzigartigen Festtage“, die „bislang immer in der romanischen Doppelkapelle zu Landsberg“ ausgerichtet wurden, wurden, wie es dort weiter heißt, für dieses Jahr eigens in das Schloß Neuenburg an den Ufern der Unstrut verlegt. Geboten wird unter anderem Spielmannsmusik, wie sie „am Hof des Thüringer Landgrafen erklungen sein könnte“, des weiteren diverse Vorträge am Vormittag, aber am abschließenden Sonntag offenbar auch eine musikalische Version des in den neuen Bundesländern so beliebten Mittelalterspektakels: „Feuerspucker, Scherbenwälzer, Spielleute, Gaukler und eine Ritterschaft werden vor allem Kindern einen lebendigen Eindruck mittelalterlichen Lebens vermitteln.“
„Mit Harfen und Zimbeln schön“ ist dagegen der eher filigrane Titel des VI. Internationalen Orgelfestivals, das vom 23. September bis zum 8. Oktober in Hamburg veranstaltet wird (warum nicht „Mit Orgeln schön“ oder: „Mit Pfeifen und Registern schön“?) und, das vorneweg, schon längst ausverkauft ist. Woran liegt's? Vielleicht daran: Neben den klassischen Orgelkonzerten werden auch eine Orgel-Talk- Show (was immer das sein mag), ein Kinderkonzert und ein Quiz angeboten. Als Special Guest tritt der greise Walter Jens auf, der über „den biblischen David als Musiker und König“ referieren wird.
Indessen befürchten die deutschen Schausteller als Folge des Finanzlochs in den kommunalen Kassen ein „riesiges Volksfeststerben“. Der Vizepräsident des Deutschen Schaustellerbundes, Bruno Schmelter, ap
pellierte am Mittwoch vor Journalisten auf dem Münchner Oktoberfest dringend an die Gemeinden, weiterhin selbst die Veranstaltung von Jahrmärkten, Kirchweihen, Kirmessen, Weihnachtsmärkten, Christkindlmärkten, Stadtteilfesten Schlammcatchereien, Mittelalterspektakeln (das letzte jetzt etwas frei hinzuerfunden) zu übernehmen, um die Schaustellerbetriebe nicht dem harten privaten Wettbewerb mit weitaus höheren Standgebühren auszusetzen.
Kirche in der Krise: Eine bundesweite Not-Synode der „bekenntnistreuen Kräfte“ hat der Tübinger evangelische Theologieprofessor Peter Beyerhaus gerfordert. Der kürzlich erfolgte spektakuläre Kirchenaustritt von Willi Quast, Präses des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Siegerland, sei ein „grelles Notsignal“; so jedenfalls Beyerhaus in der jetzt in Tübingen erschienenen jüngsten Ausgabe der theologischen Fragen zugewandten Quartalszeitschrift Diakrisis.
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