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Immer, wenn es ätzend wird

In Hamburg kümmert sich die Umwelt-Feuerwehr um die Beseitigung von Gefahrstoffen – einmalig in Deutschland  ■ Von Marion Kraske

Atemmasken, Sauerstoffflaschen, grüne Schutzanzüge und Explosionsmeßgeräte – die Ausstattung der Männer des Hamburger Einsatzzuges 32 erinnert eher an Bilder aus Tschernobyl und Seveso als an das des klassischen Feuerwehrmannes. Aus gutem Grund: Wenn die Umweltwache gerufen wird, kann es durchaus brenzlig werden – für Menschen, Umwelt und Einsatzkräfte. „Wenn Stoffe in die Luft, ins Wasser und in den Boden gelangen, die dort nicht hingehören, werden wir tätig“, sagt der Leiter der Technik- und Umweltwache, Jörg Fritsch. Um schnell vor Ort sein zu können, wurde seine Einheit vor zehn Jahren aus der Hamburger Feuerwehr ausgelagert. Seither ist die 75 Mann starke Wache in dieser Form in Deutschland einmalig.

Öle, Farben, Säuren, Chemikalien oder Strahlung – immer, wenn es ätzend wird oder zum Himmel stinkt, sind Fritsch und seine Spezialtruppe gefragt. So auch jetzt: Beim Verladen zweier Container wurde ein Faß mit giftigen Chemikalien beschädigt. Langsam nähern sich die Feuerwehrmänner dem Gefahrenbereich, halten untereinander Funkkontakt. Statt des Feuerwehrschlauches stehen ihnen die unterschiedlichsten Hilfsmittel zur Verfügung – von Bindepulvern über Pumpen bis hin zur Hightech-Datenbank mit rund 80.000 erfaßten Gefahrenstoffen. Neueste Errungenschaft ist ein von der Technischen Universität Harburg entwickelter Gaschromatograph mit Massenspektrometer. Mit ihm können die Männer vor Ort in kürzester Zeit den giftigen Stoff – sofern er nicht bekannt ist – bestimmen und geeignete Maßnahmen ergreifen. „Unsere Hauptaufgabe ist es, die akute Gefahr, die von dem Stoff oder dem Unfallort ausgeht, zu beseitigen“, erzählt Zugführer Klaus Wolf, der vor Ort den Einsatz koordiniert. Für die spätere Entsorgung der Giftstoffe oder das Abtragen der belasteten Erde ist die Umweltbehörde der Hansestadt zuständig. Bis zum Ende des Einsatzes ist Wolf auch auf die Sicherheit der eigenen Mannschaft bedacht. Fast immer ist daher ein Dekontaminationscontainer dabei, in dem die giftigen Stoffe abgeduscht werden können.

Die Umweltwache ist rund um die Uhr besetzt und über den Feuerwehrruf erreichbar. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete ist der Hamburger Hafen. Hier werden Gefahrgüter gelagert oder umgeladen, nicht selten sind Unfälle die Folge. „Die richtig spektakulären Einsätze im Hafenbereich sind in den letzten Jahren allerdings ein wenig rückläufig“, sagt Fritsch. Das bestätigt auch die für den Hafen zuständige Wirtschaftsbehörde der Hansestadt. Die Behandlungs- und Lagervorschriften seien verschärft, die Gebäude sicherer geworden, weiß Pressesprecher Wolfgang Becker.

Trotzdem ist die Zahl der Einsätze – im vergangenen Jahr waren es rund 473 – konstant geblieben. Der Chef der Wache, Fritsch, führt das auf das gestiegene Umweltbewußtsein der Bevölkerung zurück. Immer öfter riefen wachsame Anwohner an, die sich über Verschmutzungen beklagen, erzählt er. Doch auch bei Unfällen im Haushalt – vom zerstörten Kühlschrank bis hin zur gefährlichen Hausapotheke von Oma – ist die Umweltmannschaft gern gefragter „Freund und Helfer“.

Diese kleineren Einsätze seien für die Umwelttruppe inzwischen längst „normales Tagesgeschäft“. „Früher hat sich keiner über einen Ölfilm in einem Bachlauf beschwert“, erinnert sich Fritsch. „Heute gehen die Leute mit diesen Dingen viel sensibler um.“

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