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Gewagt, gewonnen

■ Das Deutsche Schauspielhaus stellt den Spielplan für die Saison 1997/98 vor

Erfolg hat dem Erfolg Recht gegeben: Nachdem das Schauspielhaus Ende vergangenen Jahres bereits zum zweiten Mal von Kritikern zur besten Bühne Deutschlands gewählt wurde, konnte gestern der kaufmännische Direktor des Hauses stolz verlauten, daß die auslaufende Spielzeit auch wirtschaftlich die erfolgreichste seit 1977 war. Die Einnahmen liegen nach Angaben von Peter Raddatz mit 11 Millionen Mark zwei Millionen über denen der letzten Saison. Der Anstieg der Zuschauerzahlen um 20.000 auf insgesamt 260.000 führte zu einer durchschnittlichen Auslastung des Großen Hauses von 65 Prozent, der Malersaal war zu 80 Prozent ausverkauft.

Der Spielplan für die kommende Saison klingt, als hätte er ebenso starken Zulauf verdient. Neun Premieren im Großen Haus und sechs im Malersaal, darunter zwei deutsche Erstaufführungen und fünf Uraufführungen, bestätigen erneut die Risikofreude des Hauses. Keine neuen Namen gibt es dagegen bei der Regie anzukündigen.

Eröffnet wird die neue Saison am 12. September mit Ibsens Peer Gynt in der Regie von Matthias Hartmann. Gleich am nächsten Abend wird Thirza Bruncken die Uraufführung von American Psycho nach Bret Easton Ellis im Malersaal zeigen; im Februar wird sie Kleists Hermannschlacht im Großen Haus inszenieren. Das Thema Gewalt steht auch im Mittelpunkt der Clockwork Orange-Inszenierung von Karin Beier sowie von Anselm Webers Realisation von Krieg. Rainald Goetz hatte diese Trilogie aus seiner „frühen Haß- und Punkphase“einige Jahre für Aufführungen gesperrt, wird jetzt aber mit Weber eine Neufassung für das Schauspielhaus erstellen.

Christoph Marthaler soll Strindbergs Gespenstersonate inszenieren, Frank Castorf Johann Strauß' Fledermaus, Stefan Bachmann Brechts Der gute Mensch von Sezuan und Johann Kresnik die Uraufführung von Subúrbio des Brasilianers Fernando Bonassi.

Malaria der jungen Simone Schneider und ein Stück der Hamburger Autorin Susanne Amatosero werden im Malersaal gezeigt werden, wo es überraschend auch eine deutschsprachige Erstaufführung eines Thomas-Bernhard-Stückes geben wird. Christiane Kühl

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