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Comeback der 40-Stunden-Woche

■ Tarifabschluß im schleswig-holsteinischen Großhandel: Lohnfortzahlung bleibt, aber Mehrarbeit wird möglich

Im schleswig-holsteinischen Groß- und Außenhandel kann künftig wieder 40 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Diese Möglichkeit setzten die Arbeitgeber am Montag abend in den Verhandlungen mit den Gewerkschaften Handel, Banken und Versicherungen (HBV) und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) in Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) durch. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Groß- und Außenhandel (WGA), Jürgen Bastians sagte gestern, die mit den Gewerkschaften vereinbarte Flexibilisierung der Arbeitszeit erlaube 69 Stunden zuschlagfreie Mehrarbeit im Jahr. Bastians Fazit: „Dies bedeutet umgerechnet wieder die 40-Stunden-Woche.“

Die Gewerkschaften betonten gestern, daß die zuschlagfreie Mehrarbeit je nach Arbeitsanfall in den Betrieben vereinbart werden müsse. Einer solchen Vereinbarung müsse allerdings die im jeweiligen Betriebsrat vertretene Gewerkschaft zustimmen.

Erhalten bleibt den Beschäftigen im Großhandel die 100prozentige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Sie gilt künftig nicht nur für Angestellte, sondern auch für Arbeiter. Als Ausgleich für die volle Lohnfortzahlung konnten sich die Arbeitgeber in zwei Punkten durchsetzen: Das Urlaubsgeld wird nicht erhöht und bleibt bei 900 Mark; das Weihnachtsgeld liegt auch weiterhin bei 50 Prozent eines Monatseinkommens. Der beschlossene Manteltarifvertrag hat eine Laufzeit bis Ende Dezember 2000.

Rückwirkend zum 1. Juli steigen außerdem die Löhne und Gehälter um 1,5 Prozent. Für Mai und Juni werden darüberhinaus zusammen pauschal 50 Mark mehr gezahlt. Die Einkommensverbesserungen liegen nach Angaben der HBV bei Summen von monatlich etwa 50 bis 90 Mark. Die HBV hatte eine Verbesserung von 99 Mark gefordert, die DAG von vier Prozent. Der Gehaltstarifvertrag gilt bis Ende April 1998. In der Branche sind in Schleswig-Holstein rund 60.000 Menschen beschäftigt.

HBV-Sprecher Wolf-Rüdiger Felsch wertete den Abschluß als „insgesamt und im Verhältnis zu anderen Tarifgebieten positiv“. Es sei gelungen den Flächentarifvertrag zu retten, weil der Abschluß mit „einem bedeutenden Verband für diese Branche“vereinbart worden sei. DAG-Sprecher Frank Schischefsky sprach vom „besten Tarifvertrag in dieser Branche bundesweit“. flo/lno

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