: Verkehrsschneisen zu Stadtstraßen
■ Schmalere Fahrspuren, breitere Bürgersteige, Radwege, Bäume: Faulenstraße und Martinistraße werden umgebaut
Jahrelang hatten Politiker, Autogegner und Wirtschaftsvertreter erregt über den Umbau der Martini- straße und Faulenstraße gestritten. Gestern präsentierte Bausenator Bernt Schulte (CDU) nun den Kompromiß, mit dem offenbar sowohl die anliegenden Geschäftsleute als auch Stadtplaner und Autolobbyisten leben können.
Für 20 Millionen Mark werden die beiden Verkehrsachsen zu Stadtstraßen umgebaut, die Querstraßen in Richtung Weser verschönert, die Straßenbahn vor der Sparkasse am Brill anders geführt und Eingänge zum Brilltunnel geschlossen.
Die Arbeiten an den Straßenbahnschienen und -haltestellen haben am nördlichen Ende der Faulenstraße bereits begonnen. Bis zum Jahr 2000 soll die neue Nord-Süd-Achse der City bis zur Unterführung an der Martinikirche fertig sein. Zwischendurch werden noch der Zwei-Richtungsverkehr am Wall eingeführt und der zweite Bauabschnitt der überdachten Wall-Passage fertiggemacht.
In der Martinistraße wird die Straßenbreite von derzeit 20 auf 12 Meter verkleinert. Die Option für eine Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße, die Schulte derzeit jedoch für „abwegig“hält, bleibt bestehen. Die Bürgersteige werden verbreitert, Radwege angelegt und Bäume gepflanzt. Das Kopfsteinpflaster wird durch Asphaltbelag ersetzt.
Ehe es in der Martinistraße losgeht, wird jedoch ab 1998 die Faulenstraße „aufgewertet“, wie die Planer die Anlage von Radwegen und breiteren Bürgersteigen nennen. Denn das Faulenquartier steht auf der Kippe. Wichtige Anlieger wie das große Elektronikkaufhaus Saturn Hansa an der Faulenstraße drohen abzuwandern. Die Sparkasse hatte gedroht, die geplante Millioneninvestition in ihr Kundenzentrum platzen zu lassen, wenn die Stadt nicht das Umfeld verbessert.
Das soll nun passieren. Die Straßenbahn wird künftig ein paar Meter weiter entfernt von der Bank-Fassade geführt. Der Eingang zum Brill-Tunnel vor dem Sparkassen-Haupteingang wird geschlossen, die Fußgänger sollen ebenerdig die Bürgermeister-Smidt-Straße überqueren und dann weiter zum Shoppen in die Faulenstraße flanieren. Hier gibt es allerdings noch Probleme: Es müsse geprüft werden, ob die Kioskbetreiber und Ladenbesitzer in der Brill-Unterführung nicht ein Recht auf mehrere Zugänge zu ihren Geschäften hätten, hieß es.
Auf der Faulenstraße haben die Verkehrsplaner einen Kompromiß zwischen den Wünschen der Anlieger und den Autolobbyisten gefunden. Auf einer Teilstrecke werden die Autos auf den Straßenbahnschienen hinter der Tram herrollen. „Wir testen das erstmal“, sagt Schultes Verkehrsplaner Gerd-Axel Ahrens. Falls es nicht funktioniere, könne man bis zum Beginn der Arbeiten im Frühjahr 1998 noch neu planen.
Ein weiterer „Schandfleck“am Brill soll ebenfalls aufgemöbelt werden. Wie Senator Schulte sagte, laufen aussichtsreiche Verkaufsverhandlungen über das Gebäude der Kaufhalle auf der Ecke zwischen Hutfilter- und Martinistraße. Ein neuer Eigentümer müßte hier investieren und insbesondere die düsteren Laderampen zur Martinistraße in Geschäftsräume umbauen, hoffen die Planer.
Allerdings wird die Kaufhalle selbst wohl an ihrem lukrativen Standort bleiben. Die Kaufhalle AG wird aber nach Angaben von Geschäftsführer Rudolf Hennig ihr Sortiment verändern und ihre Läden zu „Multistores“aufpolieren. Auch das Bremer Haus werde innerhalb der nächsten zwei Jahre umgestaltet. Joachim Fahrun
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen