War die Aktion Öko-Strom ein Flop?

■ Interview mit der grünen Umweltpolitikerin Karin Mathes

taz: Es kommt doch kein öko-Strom aus der Steckdose bei den Grünen (vgl. taz 24.9.) . War der spektakuläre Wechsel zu „Naturstrom“ im Juni ein Flop?

Karin Mathes: Garantiert nicht. Der Aufschlag, den wir für den Öko-Strom aus Düsseldorf bezahlen, wird für die Förderung regenerativer Energie-Quellen eingesetzt. Es sind vier Anlagen entstanden, zwei Biomasse-Anlagen und zwei mit Solar-Strom.

Aber die Grünen und die anderen Öko-Strom-Bezieher bekommen doch de facto ihren Strom von den Stadtwerken, nur haben sie nicht selbst die Stadtwerke beauftragt, sondern die Naturstrom AG und die anderen Anbieter haben das für sie getan.

Das ist richtig. Man muss sich aber klarmachen, wie es konzeptionell auf dem Energiemarkt zurzeit aussieht. Das kann sich bald ändern, aber derzeit wäre es gar nicht sinnvoll, um jeden Preis direkt Öko-Strom aus der Steckdose beziehen zu wollen. Die Durchleitungs-Gebühren sind noch zu hoch dafür. Trotzdem ist der Wechsel sinnvoll: Man muss sich das vorstellen wie einen großen Strom-See. Natürlich ist der Strom, den wir an einer Stelle herausnehmen, nicht der, der aufgrund unserer Initiative an einer anderen Stelle hinein geflossen ist. Aber durch unseren Wechsel zu einem Öko-Tarif fließt an einer Seite etwas mehr Öko-Strom in den See. Das ist entscheidend.

Man könnte also genauso gut direkt den Strom weiter bei den Stadtwerken bestellen und im Jahr 500 Mark Spende an einen Öko-Strom-Verein geben. Dafür bekommt man vielleicht noch eine Spendenquittung.

Ich halte das Prinzip der Spende nicht für richtig.

Aber es ist de facto eine Spende.

Nein. Man muss im Moment ganz schnell, egal von wem, Öko-Strom beziehen, um zu verhindern, dass die regenerativen Energiequellen den Bach runter gehen in dieser Form der Liberalisierung. Und wenn wir den Atomausstieg unumkehrbar wollen, auch materiell, dann müssen wir Alternativen aufbauen. Dezentrale Versorgungsanlagen und Naturstrom flächendeckend. Wir helfen also, ein Unternehmen aufzubauen.

Wenn die Stadtwerke, die ihren Öko-Strom mit einem ähnlichen Aufschlag anbieten, diese Differenz voll für ökologisch sinnvolle Investitionen in neue Energie-Anlagen verwenden, dann wäre das genauso gut?

Das wäre genauso gut. Ich persönlich, privat, beziehe den Strom von den Stadtwerken proNatur. Ich finde, die Vielfalt an Möglichkeiten ist wichtig. In der Vielfalt liegt die Stärke. Ich sehe die Greenpeace-Initiativen, das Modell proNatur, das in Kooperation mit dem BUND passiert und Naturstrom gleichwertig als wichtig an.

Wenn man wirklich den Strom aus Düsseldorf beziehen wollte, dann gingen von den acht Öko-Pfennigen pro Kilowattstunde so oder so einige ab für die Durchleitung, selbst wenn es nicht mehr so teuer ist wie derzeit.

Wie haben einen Ein-Jahres-Vertrag mit der Naturstrom-AG. Das Naturstrom-Modell ist ein Übergangsmodell. Es ist auf die Dauer nicht beabsichtigt, den Strom über weite Strecken zu beziehen. Das Ziel sind dezentrale Anlagen und ökologische Versorger überall. Fragen: K.W.