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Petz besänftigt Preetz

■  Trotz seiner zwei Tore gegen Duisburg war Hertha-Stürmer Michael Preetz am Samstag unzufrieden: mit der Leistung der Fans

Michael Preetz, okay, der war leicht in der Traube aus Spielern und Journalisten auszumachen, die sich nach dem Spiel der Hertha gegen den MSV Duisburg im Olympiastadion gebildet hatte. Aber wer war der Typ, der hinter ihm stand und beschwichtigend die Hände auf seine Schultern legte?

Wer wagte es – denn Preetz war eigentlich nicht in der Laune, sich anfassen zu lassen: Der Stürmer ließ Frust ab, während die Gestalt mit den vier wuscheligen Fingern an jeder Hand, dem dicken Bauch und dem blau-weiß getupften Toupet ihn zu besänftigen suchte. Es war Meister Petz, der Bär.

Der hatte zuvor beachten können, wie Preetz seine Ladehemmung überwand und Hertha BSC auch in der Bundesliga in die Erfolgsspur zurückbrachte. Zwei Treffer des Torschützenkönigs der vergangenen Saison sorgten am Samstag für das 2:1 (0:0) der Berliner gegen den „Angstgegner“ MSV Duisburg. Nach der Gäste-Führung durch Michael Spies (51.) hatte dem Champions-League-Spitzenreiter zwischenzeitlich sogar die dritte Heimniederlage in Folge gegen den MSV gedroht.

Doch mit einer kämpferischen Steigerung, einem Vorbereiter Thomas Helmer und dem doppelten Schützen Preetz (66., 69.), der in der laufenden Meisterschafts-Serie erstmals traf, beendete Hertha vor 37.871 Fans im Olympiastadion die fünf Punktspiele andauernde Durststrecke. Tabellen-Schlusslicht Duisburg, das in der Schlussminute auch noch Torsten Wohlert mit Gelb-Rot (Handspiel und Unsportlichkeit) verlor, wartet dagegen weiter auf den ersten Saisonsieg.

Trotzdem schimpfte Preetz drauflos – Hertinho, der Bär, war machtlos. Preetz sagte, er sei sehr enttäuscht vom Publikum. Es hatte ihn ausgepfiffen, als er ein paar unglückliche Szenen im Duisburger Strafraum hatte. Einmal schlug er über den Ball, ein anderes Mal verlor er stolpernd das Leder.

„So eine Reaktion kann eine Mannschaft runterziehen, gerade jetzt, wo wir jede Unterstützung brauchen“, kommentierte Preetz die Pfiffe. Dennoch sprach er vom gebrochenen Bann und von innerer Befreiung. Die Tore, endlich seien sie gefallen.

Trainer Jürgen Röber hielt sich in Sachen Preetz an eine Fußballweisheit: Ein Stürmer wird an den Toren gemessen. Er glaubte, die Fans hätten nicht grundsätzlich gegen das Team gepfiffen, die Reaktion sei durchaus verständlich. „Insgesamt haben die Leute gut reagiert, es hätte schlimmer kommen können.“ Doch es war ein lahmer Kick. Dieter Hoeneß machte Glauben, dass er auch mit einem erfolglosen Preetz hätte leben können. „Er hat viel gearbeitet, so muss das ein Stürmer machen, dann kommen die Tore.“ Oder kürzer: „Nach der Kritik kommt der Jubel.“ Was Preetz will, ist die dicke Schmusepackung vom Publikum – nicht die vom Bären. Er kriegt sie. Allerdings nicht ohne Gegenleistung: Er muss Tore schießen. Markus Völker

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