: Stifter: Wenig Geld
Der Stifterverband ist zufrieden, mehr Geld für Bildung einwerben zu können. Richtig viel ist es immer noch nicht
BERLIN taz ■ Die Industrie sieht sich gern als Förderer von Bildung und Wissenschaft. Die tragende Rolle des Staates bei der Finanzierung der höheren Bildungseinrichtungen wird die Wirtschaft aber so schnell nicht übernehmen können. Denn die Spenden- und Stiftungsbereitschaft ist gering. Das hat die jüngste Bilanz des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft gezeigt.
Der Präsident Arendt Oetker freute sich bei der Jahrespressekonferenz über deutlich gestiegene Stiftungssummen und lobte seine Mäzene über den grünen Klee. Das Vermögen, das die von der Wirtschaft getragene Fördereinrichtung verwaltet, habe im Jahr 2000 die 2-Milliarden-Grenze überschritten. Die nutzbaren Erträge daraus hätten sich seit 1999 um ein Drittel erhöht – auf jetzt 136 Millionen Mark. Dennoch sind die Beträge, die dabei für Hochschulen und Forschung herausspringen, geradezu kümmerlich.
Der Stifterverband verteilte zum Beispiel im Jahr 2000 rund 56 Millionen Mark (von insgesamt 225 Millionen Mark), die die deutsche Wirtschaft spendete. In den USA verfügen nicht wenige einzelne Universitäten über Privatspenden dieser Höhe – im gleichen Zeitraum. Für die drittstärkste Volkswirtschaft der Welt mit einem billionenschweren Sozialprodukt ist eine Spendensumme von 225 Millionen Mark eine lächerliche Summe.
Präsident Oetker verteidigte den geringen Zuwachs (plus 300.000 Mark beim Stifterverband) mit „Sondertatbeständen“, die im Jahr 2000 die Spendierfreude der boomenden Wirtschaft gebremst hätten. Die Weltausstellung in Hannover habe viel Spendengeld absorbiert, und, so raunte es aus den Kulissen, es müsse ja auch noch die Stiftungsinitiative zur Entschädigung der Zwangsarbeiter bedacht werden. Zudem, so Oetker, seien die Steuern in Deutschland immer noch viel zu hoch.
Die tiefer liegende Ursache der Knapserei ist die weitgehend unterentwickelte mäzenatische Kultur hierzulande. Forscher der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore (USA) haben errechnet, dass die Spenden- und Stiftungsbereitschaft Deutschlands zu der in den USA im Verhältnis von 1:10 stehe. cif
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen