Raps statt Roulade – Bauern ackern für Energie

Landwirte müssen sich nach neuen Einkommensquellen umschauen. Energieerzeugung aus Pflanzen wäre eine Alternative, meinen Experten

BERLIN taz ■ „Erneuerbare Energien könnten ein zweites Standbein für Landwirte werden.“ Was Karsten Klenner vom Umweltbundesamt sagt, sehen Energieexperten und Bauern genauso. Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar, der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien, fordert den „Einstieg in die Ganzpflanzennutzung“. Laut Scheer werden für die Nahrung nur zehn bis zwanzig Prozent der Pflanze genutzt. Der übrige, sehr energiereiche Teil sei „ein wichtiger solarer Rohstoff“, den es zu nutzen gelte. „Die Kombination von Nahrungs- und Energieproduktion ist eine riesige Chance für den Klimaschutz und neue Arbeitsplätze in der Landwirtschaft.“

In den letzten Jahren haben sich die Bedingungen für Einkünfte aus Energieerzeugung für die Bauern deutlich verbessert. „Das Gesetz zu erneuerbaren Energien und die indirekte Förderung von Ölsaaten haben eine Menge bewirkt“, sagte Franz Vielhuber vom Bayrischen Bauernverband der taz. Immer mehr Bauern nutzen Rest- und Schwachholz, Biogas oder Biomasse und bauen Ölsaaten zur Treibstoffgewinnung an. Die Land- und Forstwirte aus Bayern gehören bundeweit zu den Vorreitern im Energiegeschäft. Ein Drittel der derzeit 1.200 Biogasanlagen steht im Freistaat. Auch der aus Rapsöl produzierte Biodiesel hat Konjunktur. Auf 35.000 Hektar Stilllegungsflächen in Bayern wird es angebaut, die Stilllegungsprämie wird trotzdem gezahlt.

Das Umweltbundesamt sieht die Nutzung von Rapsöl als Treibstoff aber eher skeptisch. „Der Anbau ist energie- und schadstoffintensiv, die CO2-Einsparung eher gering“, sagt Pressesprecher Karsten Klenner. Der Einsatz als Schmierstoff oder als Kraftstoff in der Binnenschifffahrt sei hingegen sinnvoll. Auch Hermann Scheer von Eurosolar hält den Einsatz von Planzenöl als Treibstoff für „suboptimal“. Er setzt stattdessen auf Biomethanol und Bioethanol, denn „damit läuft jeder herkömmliche Verbrennungsmotor“. Wolfgang Ständer, der in seinem privaten Münchner Technologieinstitut die Möglichkeiten von Biomasse erforscht, sieht langfristig sogar gute Chancen gegen Erdölprodukte. „Bei einem großflächigen Anbau würde ein Liter Ökokraftstoff 70 Pfennig kosten.“ Einziges Problem sei die Mineralölsteuer, die keinen Unterschied zwischen fossilen und regenerativen Kraftstoffen mache. „Wenn die fällt, könnte es zu einem Boom beim Ökobenzin kommen.“

HOLGER DAMBECK