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Bremen will „Profilabitur“ einführen

■ Mit „festen Lerngruppen“ soll das Kurssystem der gymnasialen Oberstufe umgekrempelt werden / Schüler gegen Einschränkung ihrer Wahlfreiheit / Stärkung der Naturwissenschaften?

Bremens Bildungspolitiker planen eine kleine Revolution der gymnasialen Oberstufe. „Profil-Abitur“ ist das Reizwort. „Wir lehnen das ab“, sagt die Schulsprecherin des Schulzentrums Lange Reihe, Vivien Mast. An dem Schulzentrum in Walle sollen Unterschriftenaktionen und ein „Info-Tag“ organisiert werden, um die bisher nichts ahnenden Schüler zu mobilisieren.

Denn es geht beim „Profil-Abi-tur“ um eine deutliche Einschränkung der Wahlfreiheit in der gymnasialen Oberstufe. Während bisher die SchülerInnen von Kurs zu Kurs wechseln, sollen sie sich dem neuen Plan für „durchgängig feste Lerngruppen“ in den Klassen 11 bis 13 entscheiden. Insgesamt 21 Wochenstunden pro Schuljahr, so steht es in einem internen Papier der Bildungsbehörde, sollen die SchülerInnen in der „festen Lerngruppe“ sitzen, nur der Rest von ca. 10 Wochenstunden findet in Kursen mit wechselnden Teilnehmern statt.

Dies geht nur, wenn es „verbindliche Fächerkoppelungen“ gibt. Beim Eintritt in die Oberstufe soll sich jeder Schüler entscheiden, ob er bzw sie ein „sprachliches Profil“ mit zwei Fremdsprachen wählen möchte, ein „gesellschaftswissenschaftliches Profil“ oder ein „naturwissenschaftliches Profil“. Innerhalb dieses „Profils“ sind die beiden Leistungsfächer festgelegt und vier „Grundfächer“.

Die Schulsprecherin des Schulzentrums Lange Reihe sieht in dem Konzept, das als „Vorschlag des Stufenteams GyO“ in der Schulbehörde kursiert, einen „Rückschritt um 30 Jahre“. Die Wahlfreiheit würde eingeschränkt, Schüler mit „unkonventionellen Interessen“ hätten keine Chance. Die Profilbildung würde zudem der geforderten Allgemeinbildung widersprechen: Wer nach der 10. Klasse das „Profil Fremdsprachen“ gewählt hat, könnte später kaum Naturwisschenschaften studieren.

CDU-Bildungspolitiker Klaus Bürger sieht die Reform im Zusammenhang der Forderung nach einer Förderung des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Schon im vergangenen Oktober hatte der Senat in der Antwort auf eine entsprechende Anfrage eine „grundlegende Strukturänderung in der gymnasialen Oberstufe“ angekündigt, mit der die Anwahl naturwissenschaftlicher Fächer „stabilisiert“ werden sollte. Derzeit wählen Bremens Schüler „unterdurchschnittlich“ oft Physik oder Chemie als naturwissenschaftliches Leistungsfach.

Am Schulzentrum Walliser Straße in Osterholz-Tenever ist die derzeit diskutierte Reform bereits als Modellversuch für die 11. Klassen umgesetzt – um das „Herumflippen“ der Schüler in der 11. Klasse zu verringern, sagt die Lehrerin Marlene Bona. Das sei früher „deutlich leistungsmindernd“ gewesen. Wer nach den ersten Wochen noch die gesamte Lerngruppe wechseln will, muss sich das nach dem neuen Modell besser überlegen und auch besser begründen. In festen Lerngruppen kann man auch Leistungsanforderungen weniger ausweichen.

In den Schulzentren mit „Stadtrandlage“ hat es dabei auch vorher keine großen Wahlmöglichkeiten gegeben, sagt die Lehrerin: Leis-tungskurse in Physik und Chemie finden mangels Schüler-Anmeldung meist nicht statt. Ein „naturwissenschaftliches Profil“ wird es an der Walliser Straße zum Beispiel, auch mit dem neuen Modell nicht geben. „Das hat unser Schulleiter 15 Jahre lang versucht“, und sich dann wegbeworben – als Oberschulrat in die Schulbehörde.

K.W.

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