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An der Wursttheke

Ein Viertel grober Leberwurst, danach stand mein Sinn. Drum döste in der Schlange ich beim Metzgerladen „Knöllerich“ gelangweilt vor mich hin.

Da trat sie plötzlich in den Raum, fast schwebend, rein und hold. Ihr ewig süßer Hauch umstrich die Sinne mir, ich fühlte mich, als ob ich sterben wollt.

Und eine nicht von Menschenhand gesteuerte Gewalt, zwang mich sanft, mich umzudrehen, um feuchten Auges anzusehen die zärtliche Gestalt.

Was ich sodann beim Metzger sah, bei Rinderhack und Rippen das spottet jedem Minnesang, der je durch Sommernächte klang, von heißen Männerlippen.

Sie lächelte mich leise an, infarktgefährdend schön. Ich fühlte mich so wunderlich, und ihre Augen trugen mich, in himmelsgleiche Höhen.

Mit ihr zu reden, drängte mich, wie niegespürter Durst. Doch kam mir gar nichts in den Sinn, drum sprach ich, ehrlich, wie ich bin: „Ich hätt’ gern Leberwurst!“

Das schnöde Wort war kaum verklungenals sie verstört entwich. Und ich fiel schluchzend mit dem Kopfvornüber in den Gulaschtopf und weinte bitterlich.

Jan Kaiser

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