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Politischer Erdrutsch bleibt aus

Obwohl sich auch Pakistan an Hilfstransporten in die indischen Erdbebengebiete beteiligt, stehen sich beide Staaten weiter in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber

AHMEDABAD taz ■ Die Erdbeben in der Türkei und Griechenland vor zwei Jahren hatten zumindest einen politischen Nutzen: Sie boten beiden Ländern Gelegenheit, mit der raschen Entsendung von Hilfsteams die tiefen psychologischen Gräben zwischen den beiden Völkern zu überwinden. Würde das Erdbeben vom 26. Januar, dessen Epizentrum so nahe der Grenze zwischen Indien und Pakistan lag, in den beiden verfeindeten Staaten einen ähnlichen Friedensbonus erzeugen, fragten indische Kommentare?

Die ersten Anzeichen stimmten optimistisch: Pakistans General Musharraf war einer der ersten, der dem indischen Volk sein Mitgefühl ausdrückte und Hilfe anbot. Die indische Reaktion war kühl, wie sie bei Naturkatastrophen gegenüber Hilfsangeboten immer gewesen war. Doch diesmal beschränkte sich die ausweichende Antwort auf das pakistanische Angebot, während Offerten anderer Länder rasch akzeptiert wurden. Es dauerte fünf Tage, bis ein pakistanisches Flugzeug 13 Tonnen Hilfsgüter nach Indien transportieren durfte, und auch diese nicht direkt in die Erdbebenzone.

Dass das Erdbeben von Gujarat trotz des herrschenden Tauwetters keinen politischen Erdrutsch auslösen würde, wurde bald noch deutlicher. Pakistanischen Journalisten wurde der Zutritt ins Erdbebengebiet verweigert, weil Kutch eine sensible Grenzregion ist, wo sich beide Länder um Grenzabschnitte streiten. Ein Polizeioffizier sorgte sich nach dem Beben nicht so sehr um den Schutz von Hab und Gut (und Leben) der Menschen in der zerstörten Stadt Bhuj. Ihn bekümmerte die Flucht von 180 Gefangenen, denen sich beim Einsturz des Gefängnisses von Bhuj die Mauern in die Freiheit geöffnet hatten. Darunter befanden sich angeblich zahlreiche pakistanische Spione. Es gibt Konfliktfronten, die auch einer Erdbebenkatastrophe standhalten. BERNARD IMHASLY

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