: Weiter Gift im Gemüse
Greenpeace kontrolliert nach: Handel und Produzenten haben nichts gelernt. Jede vierte Traube und jede fünfte Paprika trägt mehr Pestizide als erlaubt
Das wiederholte Anprangern hoher Giftbelastungen von Obst und Gemüse in deutschen Supermärkten hat offenbar nichts genützt. Bei einer Nachkontrolle hat das Greenpeace-Einkaufsnetz, die Verbraucherorganisation von Greenpeace, erneut sorgenvoll stimmende Pestizid-Cocktails auf Paprika und Trauben gefunden. Auf jeder fünften Paprika und jeder vierten Traube erreicht oder überschreitet die Giftkonzentration das erlaubte Maß. „Der Handel hat nichts dazugelernt“, sagt der Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Eckehard Niemann. „Es ist erschreckend, wie dieser Lebensmittelskandal einfach ignoriert wird.“
Greenpeace hatte seit März mehrmals Obst und Gemüse auf die Rückstände so genannter Pflanzenschutzmittel untersuchen lassen. Bei Paprika, Trauben und Erdbeeren waren dabei Grenzwertüberschreitungen ermittelt und bekannt gemacht worden. Zuletzt hatte die Umweltorganisation den Kontrollbehörden der Länder vorgeworfen, nicht wirksam genug zu arbeiten.
Bei der jüngsten Analyse untersuchten die Laboranten zwischen Ende August und Mitte September 54 Stichproben aus ganz Deutschland. Dabei stellte sich heraus, dass die Paprika-Proben der großen Handelsketten zu 44 Prozent mit Pestiziden belastet waren, die Trauben-Proben sogar zu 93 Prozent. „Solange derart belastete Waren in den Handelsregalen liegen, können die Verbraucher Handelskonzernen wie Metro nicht trauen“, findet Niemann.
Obst und Gemüse der Metro-Gruppe mit ihren Töchtern Kaufhof, Real und Extra war Greenpeace bereits im März als überdurchschnittlich belastet aufgefallen. Jetzt sei das Einkaufsnetz bei 60 Prozent der Metro-Proben erneut auf Gifte gestoßen. In einer Probe von Tafeltrauben hätten gleich vier Pestizide den zulässigen Grenzwert überschritten. Greenpeace macht daher Druck: „Die angebliche Metro-Qualität finden die Kunden vor allem in Werbesprüchen, aber nicht im Obst und Gemüse des Konzerns“, sagt Niemann.
Die Umweltschutzorganisaton verlangt, dass Grenzwertüberschreitungen in Zukunft streng bestraft werden. Damit auch Verbraucher reagieren könnten, müssten die Untersuchungsergebnisse mit Firmennamen und Hinweisen auf die Herkunft der Ware veröffentlicht werden. Gernot Knödler
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