: Hartz mischt Ost mit West
Mit der Zusammenlegung von Arbeits- und Sozialhilfe zum Arbeitslosengeld II rückt die deutsche Einheit ein Stück näher – besonders für arbeitslose Frauen
Bremen taz ■ Wie das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe ausgerechnet hat, rückt die deutsche Einheit mit der Umsetzung des Hartz-Konzeptes insbesondere für arbeitslose Frauen in greifbare Nähe. Wenn, wie vorgesehen, die Sozialhilfe mit der Arbeitslosenhilfe zum Arbeitslosengeld II zusammengelegt wird, ist das arbeitsmarktpolitsche Gefälle zwischen Ost und West mindestens an einem Punkt aufgehoben: Die Statistik wird ost- und westdeutsche Länder bei den BezieherInnen von Arbeitslosengeld II munter mischen.
Das ist zur Zeit ganz anders: Die Rangfolge der Länder mit dem höchsten Anteil von Arbeitslosenhilfeempfängerinnen zeigt die ostdeutschen Länder geschlossen und mit weitem Abstand vor den westdeutschen. In Mecklenburg-Vorpommern erhielten im Dezember vorigen Jahres 90 von 1.000 Frauen Arbeitslosenhilfe, in Sachsen-Anhalt 98. Auf der westdeutschen Seite folgen Bremen mit 29, Niedersachsen mit 20, in Hamburg waren es 17 von 1.000 Frauen im erwerbsfähigen Alter.
Anders bei der Sozialhilfe. Hier liegt etwa Mecklenburg-Vorpommern gleichauf mit Nordrhein-Westfalen oder Hessen und hat im Verhältnis nur etwa halb so viele Sozialhilfe-Bezieherinnen wie Hamburg. Bremen ist hier einsame Spitze. 96 von 1.000 Frauen bekommen dort Hilfe zum Lebensunterhalt.
Nach der Zusammenlegung, spätestens aber zum 15. Jahrestag der deutschen Einheit im Oktober 2005, so Paul M. Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung, wird es kein Diagramm mehr geben, in dem die Säulenunterschiede zwischen Ost und West derart extrem sind, wie in der Statistik der Arbeitslosenhilfeempfängerinnen. Bei den Männern wird es zwar eine ähnliche Tendenz geben, der Unterschied ist aber bei den Frauen in sehr viel deutlicher.
Nach den Berechnungen der Bundesregierung werden nach der Zusammenlegung im Osten rund 36 Prozent der ArbeitslosenhilfebezieherInnen keine Leistungen mehr beziehen. Im Westen sind es 20 Prozent. hey
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen