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„Europa füllt keine großen Säle“

EU-Wahlkampf im hohen Norden: Es geht vor allem ums Geld

Kiel taz ■ So recht anfreunden mit Europa können sich die Schleswig-Holsteiner offensichtlich nicht. Bei der Wahl zum Europäischen Parlament im Jahre 1999 lag die Wahlbeteiligung bei gerade mal 38 Prozent, und auch im diesjährigen Wahlkampf begegnen die Norddeutschen der EU mit „gehöriger Skepsis“, wie es Reimer Böge, Spitzenkandidat der CDU im Land, formuliert. Und auch sein Kollege Willy Piecyk, Spitzenmann der SPD in Schleswig-Holstein, hat im Wahlkampf festgestellt: „Europa füllt keine großen Säle“.

Deshalb müssen die Kandidaten nicht nur ihr Wahlprogramm, sondern nebenbei auch noch Europa unter die Leute bringen. „Wir machen auch Bildungspolitik für die EU“, sagt Böge. Und Piecyk meint: „Da ist viel Volkshochschule dabei“.

Keine der großen Parteien hat ihr Wahlprogramm auf Schleswig-Holstein abgestimmt. Fragt man CDU-Mann Böge, was er für sein Land in Brüssel erreichen will, sagt er: „Wir wollen die EU-Fördergelder für Schleswig-Holstein retten“ – im Zeitraum von 2000 bis 2006 betrugen die immerhin 650 Millionen Euro. Ansonsten aber, so Böge, hätten die Christdemokraten „kein Spezialthema“ für den Norden. Dafür schafft sich Böge gerade solche Themen. Er besucht Unternehmen im Land, war bei Reedereien, Werften und in Schulen, um sich „Arbeitsaufträge für das europäische Parlament abzuholen“.

SPD-Spitzenkandidat Piecyk dagegen hat das Thema „Meer“ für den Europawahlkampf entdeckt – wie auch schon die Landes-SPD und die Ministerpräsidentin. So versucht Piecyk mit Schiffssicherheit, dem Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals oder einer europäischen Küstenwache zu punkten. Weiterhin will auch er wie CDU-Kollege Böge „Geld für den Norden an Land ziehen“. Vielleicht, sagt Piecyk, „verringert sich so die Distanz zu Europa“. tim

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