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Die ihren Hut in den Ring werfen

Die ersten Bachelor-AbsolventInnen suchen ihren Weg in den Arbeitsmarkt. Dort finden sie sich als Generalisten wieder – wenn sie das Glück haben, sich bei einer Firma zu bewerben, die mit dem neuen Abschluss etwas anfangen kann. Viele sind das nicht

Schmalspurakademiker– das ist das Schimpfwort, vor dem sich viele Studierende fürchten

von Jan Zier

Was nützt ein Hochschulabschluss, der zwar irgendwie hip und international klingt, aber dennoch niemand etwas sagt? Das hat sich Frau K., Bachelor of Science in Digital Media, immer dann gefragt, wenn wieder eine Bewerbung zurück kam. Sechs Semester hat sie an der Bremer Hochschule studiert, hatte sich extra für den neuen Kurz-Studiengang entschieden, weil sie nicht lange studieren, sondern schnell arbeiten wollte.

Im vergangenen September stand sie mit 24 Jahren dem Arbeitsmarkt zur Verfügung – doch der verschmähte sie. Nur Zeitarbeitsfirmen wollten sie haben – und das auch nur für Arbeiten, für die sie sich als überqualifiziert empfindet. „Ich wollte kreativ arbeiten, stattdessen bin ich diejenige, die Internetseiten nach Vorgaben anderer baut“, sagt Frau K.. Jetzt will sie so schnell wie möglich weiter studieren. Ihre Hoffnung: Wenigstens der auf dem Bachelor aufbauende Master of Science würde von Unternehmen als vollwertiger Studienabschluss anerkannt.

Wie Frau K. ergeht es vielen, die sich für die in Deutschland neu eingeführten Studienabschlüsse entschieden haben. 4.000 Absolventen und Absolventinnen verließen nach Angaben des Hochschulinformationssystems (HIS) die Hochschulen in den Jahren 2002 und 2003 mit einem „Bachelor of Arts“ (B.A.) oder „Bachelor of Science“ (B.Sc.).

Bis 2010 soll er als „erster berufsqualifizierender Abschluss für die Mehrzahl der Studierenden zu einer ersten Berufseinmündung führen“ – so haben es zumindest die Kultusminister im vergangenen Jahr formuliert. Schnelle Abschlüsse sollen nach Vorstellung von Hochschulpolitikern Studierenden ermöglichen, früher als bisher ins Arbeitsleben einsteigen zu können.

Doch die HIS-Studie fand heraus, dass jeder zweite Arbeitgeber keine Ahnung hat, was der Bachelor ist. Und: 77 Prozent der befragten Uni-Abgänger strebten den ebenfalls neu eingeführten Master an, bei den Fachhochschülern wollten 58 Prozent weiter studieren.

Ob sich allerdings in Zukunft für alle der Wunsch nach einem Master-Studienplatz erfüllt, ist noch offen. Schließlich machen Bildungspolitiker in Hamburg und Niedersachsen keinen Hehl daraus, dass sie nur einem Teil der Abgänger das Master-Studium ermöglichen wollen. Bisher ist dieses Ansinnen allerdings am Widerstand der Universitäten gescheitert.

Einigen Unternehmen käme eine geringere Zahl von Master-Absolventen entgegen. „Wir haben nichts erreicht, wenn der Master zum Regelfall wird“, sagt Katharina Heuer, Leiterin des Bereiches Personal- und Bildungsstrategie bei der Deutschen Bahn.

Das Unternehmen weiß nicht nur sehr genau, was sich hinter der Abkürzung B.Sc. verbirgt, sondern bietet im kaufmännischen Bereich sogar Jobs speziell für Bachelor-AbsolventInnen an. Diese bekommen das gleiche Gehalt wie Abgänger von Fachhochschulen oder Berufsakademien – aber weniger als Berufsanfänger mit Diplom.

Für Unternehmen wie die Bahn sind die Bachelors deshalb so wertvoll, weil sie passgenau für den eigenen Bedarf geformt werden können. Der Vorteil gegenüber den ausgelernten Gesellen: Bachelors kommen grundsätzlich auch für Führungspositionen in Frage. Von ihnen dürfe man neben umfassenderen Fachkenntnissen etwa in Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre auch erwarten, dass sie eigenständig und wissenschaftlich arbeiten könnten.

Allerdings teilt Heuer die Kritik anderer Personalchefs an den Jung-Akademikern: Viele könnten nur schlecht ein Gespräch moderieren oder eigene Arbeitsergebnisse präsentieren. „Die Hochschulen legen immer noch zu viel Wert auf Fachkenntnisse“, sagt Heuer. Zu viel Theorie, zu wenig Praxis – und das auch noch in der Hälfte der Studiendauer. „Schmalspurakademiker“ ist das Schimpfwort, vor dem sich viele Studierende fürchten.

Auch Hagen Seifert verließ die Technische Universität Hamburg-Harburg mit dem Eindruck, sein Bachelor-Studium habe ihm nur eine „eingeschränkte“ Berufsbefähigung mit auf den Weg gegeben. „Damit kann man nur ein paar ganz enge Tätigkeitsbereiche ausfüllen“. Dass der Stadtplaner dennoch direkt nach seinem Studium vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV) eingestellt wurde, sei „reiner Zufall“ gewesen. Und hundertprozentig zufrieden ist der 26-Jährige mit seiner derzeitigen Tätigkeit auch nicht: Um als Stadtplaner arbeiten zu können, ist er nicht qualifiziert genug. Noch nicht. „Master Seifert“ ist sein nächstes Ziel.

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