: Im dunklen Schatten von Hartz IV
Die Solidarische Psychosoziale Hilfe kämpft um das Selbstwertgefühl von Erwerbslosen
Die Existenzangst vieler Langzeitarbeitsloser führt von Gefühlen der Ohnmacht und Einflusslosigkeit bis hin zu Panikattacken und Depressionen. Diese Reaktionen werden in der Solidarischen Psychosozialen Hilfe (SPSH) auch als Folge der Verunsicherungen durch die Hartz IV-Reform gesehen.
Die MitarbeiterInnen der Beratungsstelle im Schanzenviertel versuchen in erster Linie das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu stärken, damit diese sich den bedrohlichen Unsicherheiten stellen können. Insgesamt suchten hier im vergangenen Jahr etwa 1.100 Menschen kostenlose Hilfe und Unterstützung. Die akute Krisenberatung nahm um 22 Prozent zu, die telefonischen Beratungen stiegen um 17 Prozent, berichtet SPSH-Psychologin Renate Schumak besorgt. Da spezielle Einrichtungen für Frauen schließen mussten, sei der Anteil weiblicher Ratsuchender deutlich gestiegen.
„Bildung schützt längst nicht mehr vor Arbeitslosigkeit“, warnt Schumak. In ihre Sprechstunde kommen Akademiker ebenso wie Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung. Sie alle seien getrieben von der Sorge ums blanke Überleben. Die Sanktionsmöglichkeiten im Rahmen des neuen Arbeitslosengeldes II drängten die Betroffenen schnell unter das Existenzminimum, schildert Schumak die prekäre Lage der Betroffenen. Drohende Kürzungen der ohnehin geringen „Grundsicherung“ sowie unklare Regelungen bezüglich der Wohnungssicherheit entsprächen nicht gerade dem Motto der Hartz-Komission: „Sicherheit einlösen“.
Die Hartz IV-Reform schreibt vielen Erwerbslosen vor, an psychosozialen Maßnahmen teilzunehmen – „dazu bedarf es aber eines ausreichenden Angebots“, betont Schumak. Institutionen wie die SPSH müssten entsprechend gefördert werden. Der städtische Etat von 81.000 Euro reiche längst nicht aus. Die SPSH ist seit Jahren auf Spenden angewiesen. N. Schaaf/S. Gärtner
Kontakt: ☎ 430 22 70
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