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Nicht ertrunken

Die Todesumstände des Mannes, der nach einem polizeilichen Brechmitteleinsatz starb, bleiben unklar

Bremen taz ■ Die Todesursache des Mannes, der im Januar nach gewaltsamer Brechmittelvergabe im Polizeigewahrsam gestorben ist, bleibt weiter unklar. Das vom Rechtsmediziner Volkmar Schneider von der Berliner Charité erstellte Gutachten konnte nicht klären, was letztlich den Hirntod des mutmaßlichen Dealers auslöste. Fest steht allerdings: Er ist nicht ertrunken. „In seiner Lunge sind weder Wasser noch Reste des Mageninhalts gefunden worden“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Dietrich Klein gestern. Zunächst hatte der behandelnde Notarzt diesen Verdacht geäußert, da der Rechtsmediziner, der das Brechmittel verabreicht hatte, viel Wasser in den Magen des Afrikaners gepumpt hatte. Da der Mann nach dem Brechmitteleinsatz noch einige Tage lebte, hätte sein Körper etwaiges Wasser wahrscheinlich resorbiert. Doch auch auf den zu dieser Zeit kontinuierlich gemachten Röntgenbildern sei kein Wasser in der Lunge zu erkennen gewesen, sagte Klein. Auch die Magensonde sei nicht falsch positioniert gewesen. Ebenso wenig hätte der Gutachter größere Anzeichen äußerer Gewalt feststellen können.

Aber einen Herzfehler konnte der Professor bei dem mutmaßlichen Drogendealer ausmachen. Die Herzschwäche war offenbar in der Untersuchung vor Einsatz des Brechmittels nicht festgestellt worden. Vermutlich ist der Herzfehler, die besondere Stresssituation bei dem sich wehrenden Mann und die Verlangsamung der Herztätigkeit durch das heftige Erbrechen Auslöser für den Kreislaufkollaps gewesen, der letztlich zum Hirntod des Afrikaners führte.

Zu den Ermittlungen gegen die beiden Ärzte sagten die Staatsanwälte gestern nichts. Jetzt soll ein weiteres Gutachten eines Hamburger Rechtsmediziners neue Erkenntnisse bringen. Hier soll geprüft werden, was die Ärzte wann und wie in jener Nacht getan haben. „Dazu werden die Aussagen der beiden Mediziner, sowie der Rettungsassistenten und Polizeibeamten berücksichtigt werden“, so Klein. ky

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