: Attentat auf eine Moschee in Kandahar
Der schwerste Selbstmordanschlag in Afghanistan seit anderthalb Jahren fordert zahlreiche Opfer
KABUL/KANDAHAR dpa/rtr ■ Bei einem verheerenden Selbstmordanschlag in einer Moschee sind gestern in der südafghanischen Stadt Kandahar 19 Menschen getötet worden. Das teilte Innenminister Ali Ahmed Dschalali vor der Presse in der Hauptstadt Kabul mit. 52 weitere Menschen seien bei dem Anschlag zum Teil schwer verwundet worden. Unter den Todesopfern des Bombenanschlags sei auch der Sicherheitschef von Kabul, Akram Khakrizwal. Der Täter sei ein Ausländer gewesen, erklärte der Minister weiter. Es war der schwerste Anschlag in Afghanistan seit fast anderthalb Jahren.
Zum Zeitpunkt des Anschlags hatten sich in der Moschee in der südafghanischen Hochburg der radikalislamischen Taliban zahlreiche Gläubige versammelt, um einem von Extremisten getöteten Anti-Taliban-Prediger die letzte Ehre zu erweisen. Augenzeugen berichteten, der Selbstmordattentäter habe sich als Polizist getarnt und sei dadurch nicht aufgefallen. Anders als bei den jüngsten Attentaten in Afghanistan bekannte sich zunächst niemand zu der Tat.
„Ich sah überall die zerfetzten Leichen herumliegen, überall war Blut. Auch tote Polizisten lagen dort“, berichtete ein Überlebender. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, die Drahtzieher des Selbstmordanschlags seien die Feinde des Friedens, der Stabilität und des Islam. Ein Sprecher der Taliban erklärte, er wisse nichts von einem Anschlag. Keiner der Kämpfer habe ihn kontaktiert. Die Opfer des Anschlags in der Abdul-Rab-Achundsada-Moschee waren Gläubige, die dort des Geistlichen Maulawi Abdullah Fajas gedachten. Der Chef des von der Regierung eingesetzten Islamischen Gelehrtenrates hatte in der vergangenen Woche eine flammende Rede gegen den untergetauchten Taliban-Chef, Mullah Mohammad Omar, gehalten und war am Sonntag von Taliban-Anhängern erschossen worden. Vor zwei Jahren hatte Fajas, der als Befürworter des von den USA unterstützten afghanischen Präsidenten Hamid Karsai galt, einen Anschlag auf dieselbe Moschee in Kandahar überlebt.
Das US-Militär verurteilte den jüngsten Angriff aufs Schärfste. „Tragische Ereignisse wie dieses bekräftigen lediglich unsere Entschlossenheit, dass wir den Terrorismus jetzt ausrotten müssen“, sagte ein Sprecher. Vom Erfolg des Vorgehens gegen die Rebellen hänge die Zukunft Afghanistans ab. Erst am Montag hatten sich die Taliban zu dem Bombenattentat auf eine Nato-Streife in Kabul bekannt, bei dem sieben Afghanen verletzt worden waren.
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