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E-Mails aufgebauscht

Das Magazin „Stern“ macht kurz vor dem Ende des Motassadeq-Prozesses noch einmal viel Wind – um nichts

Kurz vor Ende des Motassadeq-Prozesses vor dem Oberlandesgericht (OLG) sorgt das Magazin Stern noch einmal für etwas Konfusion: Einem Bericht in der heutigen Ausgabe zufolge soll der als Unterstützer der Attentate vom 11. September 2001 angeklagte Mounir el-Motassadeq E-Mail-Kontakt gehabt haben zu dem in Paris inhaftierten mutmaßlichen al-Qaida-Kader Christian Ganczarksi. Diese E-Mails sollen dem Magazin vorliegen.

Die französischen Behörden werfen Ganczarksi vor, in den al-Qaida-Anschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba im Jahr 2002 verwickelt zu sein. 1999 soll der zum Islam konvertierte Deutsche einer al-Qaida-Zelle im Ruhrgebiet angehört haben, zu der auch der Mauretanier Mohamedou Ould Slahi gezählt wird. Slahi, der auf dem US-Stützpunkt Guantanamo Bay inhaftiert ist und dort vom US-Geheimdienst CIA verhört wird, hat laut Stern angegeben, dass der spätere Todespilot Ziad Jarrah sowie der Logistiker Ramzi Binalshib damals in seiner Wohnung für al-Qaida angeheuert worden sind. Die Zelle im Ruhrgebiet habe enge Kontakte zu der in Hamburg gehabt.

Motassadeqs Anwalt Udo Jacob bestreitet das: „Es ist falsch, dass mein Mandant diesen Menschen gekannt haben soll.“ Dass Motassadeq Kontakt zum al-Qaida-Netzwerk hatte, ist ohnehin unstrittig. Im derzeitigen Prozess geht es darum, ob er von den Anschlägen Kenntnis hatte.

Auch das OLG zeigt sich nicht sehr beeindruckt von dem Bericht: Man werde „prüfen, ob etwas zu veranlassen ist“, so Sprecherin Sabine Westphalen. „Zur gegebenen Zeit wird darüber informiert.“ Die bisherige Terminplanung bleibe bestehen: Am Montag werde die Beweisaufnahme geschlossen.KAI VON APPEN

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