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Heimatfilm auf Papier

Das Konzept von „Daheim in Deutschland“ ist so eskapistisch wie reaktionär. Im von „Reader’s Digest“ herausgegebenen Heft schreiben Leser für Leser über „Menschen, Heimat, Traditionen“

VON DAVID DENK

„Kein schöner Land“ gibt es jetzt auch zum Lesen. Daheim in Deutschland heißt das gedruckte Gegenstück zum TV-Erfolgsformat des Saarländischen Rundfunks. Das Konzept lässt sich in drei Schlagworten zusammenfassen, die auch das Cover – oder sollte man in diesem Zusammenhang besser von Titelblatt sprechen – der Erstausgabe schmücken: „Menschen, Heimat, Traditionen“.

Auf dem dazugehörigen Foto sitzt ein Pärchen in geschmacksverirrten Karohemden auf einer Bergwiese und macht alles richtig. Sie sind der Parole gefolgt, die Daheim in Deutschland ausgibt: „Entdecken Sie die schönsten Seiten Deutschlands.“

„Neu und einzigartig“ will das von Reader’s Digest Deutschland herausgegebene Heft sein, doch leider ist es nur ein weiterer Versuch eines Verlags, mit dem Konzept „Leser schreiben für Leser“ zu punkten. Das erhöht nämlich die Leser-Blatt-Bindung – und ist außerdem noch herrlich billig. So betreibt die Düsseldorfer Rheinische Post seit Dezember vergangenen Jahres unter www.rp-online.de/opinio ein Internetportal, in dem – Überraschung! – Leser für Leser schreiben. Die besten Beiträge des Online-Magazins finden sich in der Beilage „Opinio“ wieder, die 14-täglich gedruckt beiliegt.

Dort setzt man auf „Laien-Agenda-Setting“ und hofft auf ein damit verbundenes „Anregungspotenzial“ für die weitere redaktionelle Entwicklung der Zeitung, will durch Opinio vielleicht sogar den Ausweg aus der „Interessenskrise“ zwischen Leserschaft und Redaktion finden. Derlei Wissensdurst liegt Daheim in Deutschland fern, das zweimonatlich in einer üppigen Auflage von 100.000 Exemplaren erscheint, nur im Abo erhältlich ist und damit demonstriert, dass man genau weiß, was man tut – und für wen. „Unsere Zielgruppe sind Menschen, die sich für ihre Heimat interessieren und Spaß haben, am Heft mitzumachen“, sagt Redakteurin Dorothee Fauth. „Heimat erfährt derzeit eine Aufwertung. Immer mehr Deutsche machen zum Beispiel in Deutschland Urlaub.“ Da-heim in Deutschland ist ein Heimatfilm auf Papier – banal, eskapistisch, reaktionär. Deutschland besteht hier aus Schlössern, Trachten, Mohnwiesen und süßen Jungs, die Schafe streicheln. Kinder und Tiere, besagt eine alte Medienweisheit, gehen immer. In Kombination – umso besser! Der absolute Tiefpunkt allerdings ist schon auf Seite 26 erreicht, noch vor der Geschichte über „eine liebenswerte Rabenmutter“ und den Marmeladenrezepten. „Schmunzeln Sie mit!“, fordert eine offenbar lustig gemeinte Anekdotenseite den Leser auf. Nein danke!

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