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Karstadt-Konzern fast halbiert

Finanzinvestoren kaufen 75 Standorte sowie die Ketten SinnLeffers und Runners Point

BERLIN taz ■ Der angeschlagene Kauf- und Versandhauskonzern KarstadtQuelle ist seine 75 kleineren Warenhäuser, die Textilkaufhauskette SinnLeffers und die Runners-Point-Sportläden los. Käufer der kleineren Karstadt-Häuser sind der Londoner Immobilienfonds Dawnay, Day Principal Investments und die auf Einzelhandel spezialisierte Investorengruppe Hilco UK.

Karstadt versuchte sich gestern in Optimismus: „Wir freuen uns, dass der Verkauf in einer so kurzen Zeit durchgeführt werden konnte“, sagte KarstadtQuelle-Chef Thomas Middelhoff in Essen. „Diese Transaktion ist ein wichtiger Meilenstein für die strategische Neuausrichtung unseres Unternehmens.“ Bei den bei Karstadt verbleibenden 89 großen Häusern wird es in Zukunft teurer: Sie sollen zu „zeitgemäßen Erlebniskaufhäusern mit hochwertigem Angebot“ umgebaut werden.

Die 75 kleineren Häuser, meist in mittelgroßen Städten oder den Vororten von Großstädten gelegen, beschäftigen nach Konzernangaben bei Umsätzen von 700 Millionen Euro noch rund 4.900 Mitarbeiter. Die Gewerkschaft Ver.di reagierte gestern mit „gemischten Gefühlen“ auf den Verkauf. Man begrüße, dass „keine Rosinenpickerei stattfindet, sondern die Häuser en bloc verkauft werden“. Allerdings „wissen wir nicht, was die Käufer langfristig vorhaben“, so Ver.di-Sprecher Jan Jurczyk zur taz. Da der Verkauf im Rahmen eines so genannten Betriebsübergangs erfolge, seien Standorte und Arbeitsplätze aber zumindest für rund ein Jahr gesichert.

SinnLeffers übernimmt ein Konsortium unter Führung der Deutschen Industrie-Holding, Runners Point geht zu 75 Prozent an die Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz, den Rest übernimmt das Management. Über den Kaufpreis aller Objekte, die zusammen über 10.000 Menschen beschäftigen, herrschte Stillschweigen, nach Agenturberichten soll Karstadt für die 75 kleineren Häuser 400 bis 500 Millionen Euro erhalten. STG

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