Neue Riege alter Kämpfer?

■ Zum Parteitag der vietnamesischen KP

Über eine Milliarde Dollar jährlich ließ sich Moskau die Unterstützung Vietnams bisher kosten. Ein hübsches Sümmchen, das sich heute mit „internationaler Solidarität“ schwer rechtfertigen läßt. Waren vor Jahren der Krieg gegen die USA, Einmarsch in Kambodscha und die Grenzscharmützel mit China das Sesam–Öffne–Dich für Breschnews Taschen, so will Gorbatschow heute den Geldhahn für solche Verbündete zudrehen, die für die neue Außenpolitik Hindernisse darstellen. Er setzt auf einen Ausgleich mit China. Und daran müssen sich auch die vietnamesischen Genossen orientieren. Leicht wird das den Herrschern in Hanoi nicht fallen. Der Übergang von Kriegs– auf Friedensproduktion muß nun gelingen. Eine weitgehende Wirtschaftsreform steht an. Daß Parteichef Truong Chinh in seiner Eröffnungsrede Politbüro und Zentralkomitee für das Dilemma verantwortlich macht, deutet auf anstehende Umbesetzungen hin. Schon am ersten Tag des Parteitages tauchten neue alte Namen auf. Der legendäre Sieger vieler Schlachten im Befreiungskampf, der Sieger von Dien Bien Phu gegen die Franzosen und Chef des Generalstabs im Krieg gegen die Amerikaner, General Giap, und der ehemalige Unterhändler bei den Friedensgesprächen mit Kissinger, Le Duc Tho, melden sich zurück. Sie könnten die Kompromißkandidaten sein, die einer wirklich neuen Riege den Weg ebnen könnten. Zum anderen aber würden sie allzu forschen Forderungen aus Moskau entgegentreten, denn mit diesen beiden kann auch Gorbatschow nicht so umspringen, wie es seinen Interessen angemessen wäre. Erich Rathfelder