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Schwedens Schwule sollen rechtlich Ehepaaren gleichgestellt werden

■ Ein Gesetzentwurf der Regierung will schwulen und lesbischen Paaren größere Rechte einräumen Manchen geht die Regelung nicht weit genug / Das Gesetz soll Ende Mai verabschiedet werden

Stockholm (ap) - Homosexuelle Paare in Schweden sollen künftig dieselben Rechte wie Eheleute haben. Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt jetzt dem Stockholmer Reichstag vor. Das neue Gesetz wird die vermögensrechtliche Seite bei einer eventuellen Trennung regeln und es dem jeweiligen Partner erlauben, bei Fehlen eines Testaments den Verstorbenen auch zu beerben. Sprecher der 6.000 Mitglieder zählenden Schwedischen Union für die Rechte der Schwulen und Lesben kritisierten jedoch, das Gesetz gehe nicht weit genug und komme zu spät. Von anderen dagegen wird es als eine Pioniertat angesehen. Der Reichstag wird sich vermutlich Ende Mai mit dem Gesetz befassen. Obwohl einige Abgeordnete Vorbehalte aus religiösen Gründen geltend gemacht haben, wird erwartet, daß das Gesetz mit großer Mehrheit verabschiedet wird. „Im großen und ganzen ist die Vorlage recht fortschrittlich“, sagte Heinz Spira, ein Berater des Homosexuellen–Verbandes. „Aber sie bietet dem Homosexuellen nur einen schwachen Schutz.“ Als Modell der Vorlage diente ein kürzlich verabschiedetes Gesetz über die üblichen heterosexuellen Ehen. In dem Gesetz über Homophile heißt es aber ausdrücklich, daß sie durch alle Gesetze gegen Diskriminierung geschützt würden, die „derzeit für ethnische Minderheiten gelten“. Spira sagte, sein Verband habe die Legalisierung der Zivilehe, die Möglichkeit von Adoptionen und die Einbeziehung von Homosexuellen in die Kategorie der Menschen gefordert, denen im Falle von Verfolgungen in ihrer Heimat Asyl zustehe. Curt Danielsson, der Sprecher des schwedischen Sozialministeriums, hält dagegen, bei der Abfassung des Entwurfs sei man nicht ausdrücklich auf die Asylforderung eingegangen, weil Asyl aus humanitären Gründen auch Homosexuellen zustehe. Man habe die Hoffnung, daß das neue Gesetz Homosexuelle zum Zusammenleben ermuntern und von häufig wechselndem Geschlechtsverkehr abhalten werde. Heinz Spira meinte, lediglich die Niederlande und vielleicht Dänemark hätten eine umfassendere Gesetzgebung auf diesem Gebiet. „Das Schweigen, das Homosexuelle umgibt, ist praktisch umfassend“, hatte die Regierungskommission in ihrer 1984 veröffentlichten Studie erklärt, die dem Entwurf zugrunde liegt: „Homosexualität gilt nicht als ein natürlicher Teil der Gesellschaft, als gesellschaftliche oder kulturelle Einrichtung ist sie nicht vorhanden.“ Weiter hieß es, etwa die Hälfte der befragten Schweden empfinde Homosexualität als „abstoßend“, einer unter fünf Leuten möchte einen Homosexuellen nicht zum Freund haben. Eine gleichzeitige Befragung von 1.300 Homosexuellen ergab, daß 200 von ihnen sich am Arbeitsplatz diskriminiert fühlten. Etwa 30 Prozent sagten, man habe ihnen auf Bewerbungen hin Wohnungen verweigert. Arthur Max

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