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Einer hat gelogen

■ Unterschiedliche Stellungnahmen von Ministerpräsident Wallmann und Degussa–Chef Becker machen stutzig

Von K.P. Klingelschmitt

Wiesbaden/Frankfurt (taz) - Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im hessischen Landtag, Joschka Fischer, hatte sich in der Nacht zum Freitag die Regierungserklärung von Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) zur Degussa/Transnuklear Anzeigenverschleppung als Bettlektüre mit in die Federn genommen. Kurz vor Mitternacht wurde der Grüne fündig: Wallmann hatte vor dem Landtag ausgeführt, mit Degussa–Chef Gerd Becker auf dem Neujahrsempfang der Industrie– und Handelskammer Ende Januar 88 über die Anzeigenverschleppung gesprochen zu haben. Laut Wallmann habe Becker seinerzeit erklärt, daß er dem Hanau– Untersuchungsausschuß alle Unterlagen zur Verfügung stellen wolle, denn er habe „nichts zu verheimlichen“. Bei Joschka Fischer machte es „klick“ im Kopf, denn der Grüne erinnerte sich an den Auftritt von Degussa–Chef Becker vor dem Hanau–Untersuchungsausschuß. Auf wiederholtes Befragen des Abgeordneten Klemm (SPD) hatte Becker am 23.2.88 in Wiesbaden mehrfach versichert, nicht mit Ministerpräsident Wallmann gesprochen zu haben. „Was stimmt denn da nun?“ fragen die Grünen in einer gestern veröffentlichten Presseerklärung zum Thema. Der Obmann der Grünen im Untersuchungsausschuß, Ruppert von Plottnitz, forderte deshalb „aufgrund dieser Ungereimtheiten“ die nochmalige Vorladung von Degussa–Chef Becker vor den Untersuchungsausschuß und dessen Vereidigung. Plottnitz wird diesen Antrag auf der außerordentlichen Sitzung des Untersuchungsausschusses am kommenden Montag (7.3.) einbringen, so daß Becker am darauf folgenden Sitzungstag (8.3.) direkt mit dem Ministerpräsidenten in Konfrontation treten kann. Die Vernehmung von Wallmann stand ohnehin auf der Tagesordnung für die Sitzung am 8.3.88. Ein Antrag auf Vereidigung Wallmanns wurde von den Grünen gleichfalls angekündigt.

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