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Die Bundesanwaltschaft hält an Mordvorwurf fest

■ Startbahnschüsse: Monatelanges Verwirrspiel um Schußdistanzen / Nach taz–Veröffentlichung legt Ermittlungsbehörde neue Schußdistanzen vor / Reihenfolge der Schüsse unbekannt

Berlin (taz) - Einen halben Tag nachdem die taz gestern den Mordvorwurf der Bundesanwaltschaft wegen der Schüsse an der Startbahn West in entscheidenden Punkten erschütterte, war BAW– Sprecher Prechtel noch nicht in der Lage, ein lückenloses Dementi zu präsentieren.Fünf Monate nach den Schüssen vom 2.November 1987 konnte die BAW gestern noch keine vollständige Version vom Tathergang lie fern. Trotzdem sagte Prechtel „Wir sehen keinen Anlaß, den Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes fallenzulassen.“ Die gestern veröffentlichte taz– Recherche ergab: Auf eine Schußdistanz von 400 Metern, der Entfernung zwischen Hülsenfundort und getroffenen Polizisten, ist gezieltes Schießen mit auch nur annähernder Trefferwahrscheinlichkeit „völlig ausgeschlossen, das hört spätestens bei 100 Metern auf“, hatte der anerkannte Polizeiwaffenexperte Heinz J. Stammel der taz erklärt. Wenn auf diese Distanz lebensgefährliche Körperpartien getroffen wurden, so Stammel weiter, „dann muß der Schütze erheblich über die Köpfe der Polizisten hinweg gezielt haben, und zwar ganz erheblich.“ In seiner ersten Stellungnahme gestern mittag dementierte BAW– Sprecher Prechtel die Schußentfernungen. Nur der tödlich getroffene Hundertschaftführer Eichhöfer sei über 400 Meter vom Standort des Schützen entfernt getroffen worden. Der ebenfalls tödlich getroffene Polizist Thorsten Schwalm sowie die zwei verletzten Beamten seien „um die 60 Meter“ vor dem Bach, hinter dem der Schütze stand, getroffen worden. Diese drei Polizisten seien in der ersten Reihe der Beamten gegangen, die die Demonstranten an diesem Abend über die Wiese zum Wald hin verfolgten. Eichhöfer sei in einer Entfernung von über 400 Metern, aber in der gleichen Schußlinie wie die drei anderen getroffen worden. Später korrigierte Prechtel seine Angabe über die Schußdistanz zu den drei Beamten: Rund 80 Meter. Auf die Frage nach der Abfolge der Schüsse, die die Beamten trafen, antwortet Prechtel: „Das wissen wir nicht.“ Ein Augenzeuge erklärt der taz, daß der getroffene Beamte Schwalm nur knapp fünf Minuten, nachdem Eichhöfer zusammenbrach, neben den tödlich getroffenen Eichhöfer gelegt wurde - über 400 Meter vom Fundort der Hülsen entfernt. Kurz darauf sei ein dritter Verletzter hinzugebracht worden. Wie die Beamten in so kurzer Zeit über eine Entfernung von mindestens 350 Metern über die mit Gras bewachsene Wiese gebracht werden konnten, konnte Prechtel nicht klären. Bis zur taz–Veröffentlichung hat die BAW ihre Ausssage: „Die Fortsetzung auf Seite 2 HEIDI PATAKI Letzte Anagramme „Ausländer sind etwas fremdes, sie gehören nicht zu uns.“ Motto von Innenminister Zimmermann laut Hirsch (FDP). a) OCHS! DIE FAHNE DER RASSEN–ESELN IM AUG, UND SEINE STERZ–WUT. b) NIEDER MIT SOLCHEN ASSEN! SEIN FURZ:WEGE AUS SÜNDE–DRAHT

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