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Neue Orientierung gesucht

■ Bundesweite Konferenz der Friedensbewegung am Wochenende will neue Strategien erarbeiten / Nach dem INF–Vertrag fehlt politisches Bindeglied / Ansätze zur Bewältigung der Krise sind unterschiedlich

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Am kommenden Wochenende kommt die Friedensbewegung in Tübingen zu einer bundesweiten Aktionskonferenz zusammen. Der Koordinierungsausschuß in Bonn, einstmals Zentrale einer Massenbewegung und heute Hüter einer leeren Portokasse, erwartet von „dieser vielleicht wichtigsten Zusammenkunft in den letzten Jahren“ eine „Neubestimmung der politischen Prioritäten“. Doch wie diese Orientierung aussehen kann, ist im Vorfeld der Konferenz höchst unklar. Bereits auf der letzten Zusammenkunft im November vergangenen Jahres vertagte die Friedensbewegung ihre Krise, die nach Abschluß des INF–Vertrags offenbar geworden war. Mit dem Verlust der Orientierung auf die Mittelstrecken–Raketen ist ein Vakuum entstanden, das bisher nicht durch neue gemeinsame Ansätze gefüllt werden konnte. Ein Teil der Friedensbewegung verharrt im Glauben an eine nun ausgebrochene „Abrüstungsdynamik“ und tut sich schwer, die bereits laufende Modernisierung der Kurzstreckenraketen und die geplante Ersatzaufrüstung im Mittelstreckenbereich wahrzunehmen. Für die Rest–Bewegung wird im Bonner Koordinierungsausschuß (KA) seit Monaten über neuen Strategien gebrütet. Einige KA–VetreterInnen wie Mechthild Jansen verfechten einen „Utopie–Ansatz“: Die „Vernetzung“ von ökologischen, frauenbewegten und sozialen Motiven soll der Bewegung mit der Vision eines umfassenden Friedensbegriffs neue Schubkraft geben. Dieser Ansatz aber bringt nichts Neues. Denn aus vielfältigen Motiven speiste sich die Friedensbewegung auch zu ihrer Blütezeit. Eine diffuse „Vernetzung“ in der Krise zum Programm zu erheben, dürfte deshalb den Zerfallsprozeß kaum aufhalten. Grüne und Unabhängige im KA kritisieren dies als „Träumerei“ und wollen lieber auf naheliegendere Ziele orientieren: auf den Widerstand gegen konventionelle und atomare Umrüstung und gegen die verstärkte militärische Zu sammenarbeit der europäischen Länder. Trotz des fehlenden gemeinsamen Strategieansatzes liegen der Tübinger Konferenz konkrete Aktionsvorschläge vor: zur deutsch–französischen Brigade in Böblingen, zur Tagung der Nordatlantischen Versammlung in Hamburg sowie eine möglicherweise bundesweite Aktion in Linnich, dem Ort der neuen NATO– Kommandozentrale. DOKUMENTATION

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